3.34.4.1 - Fulda, Dom St. Salvator und Bonifatius, Teilgrundriß (Kopie)



3.34.4.1 - Fulda, Dom St. Salvator und Bonifatius, Teilgrundriß (Kopie)


Inventar Nr.: GS 8007
Bezeichnung: Fulda, Dom St. Salvator und Bonifatius, Teilgrundriß (Kopie)
Künstler: Leonhard Müller (1799 - 1878)
Datierung: 1822
Geogr. Bezug: Fulda
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Jüngling mit Velum auf Kugel, " VDL" ,"VAN DER LEY"
Maße: 66,5 x 43,5 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: unten mittig: "Dom zu Fulda." (Graphit)
unten rechts: "49/1924." (Graphit)
verso: "V / F."; "V / fu" (Farbstift in Rot)
verso: "Fh 17" (Graphit)


Katalogtext:
Die Grundrißzeichnung des Domes zu Fulda, die, wie die Nadelspuren deutlich machen, als Kopie nach einer Vorlage entstand, gehört zum Nachlaß von Leonhard Müller und wurde vermutlich von ihm selbst im Jahr 1822 angefertigt. Leonhard Müller wurde am 4. Juli 1822 zum Leiter des Hofbauwesens in Fulda ernannt (Müller 1903, S. 24). Bis zum November desselben Jahres war er dort ansässig und hatte damit die Gelegenheit, sich zeichnerisch mit dem Dom auseinanderzusetzen. Neben dieser Darstellung existiert noch eine weitere Zeichnung eines Fuldaer Sakralbaus. Die perspektivische Ansicht der Michaeliskirche (GS 7956) ist von Müller signiert und mit dem Datum 1822 versehen worden. Zudem entstanden im selben Jahr mehrere Bauaufnahmen des Fuldaer Residenzschlosses.
Der nach Plänen des fränkischen Architekten Johann Dientzenhofer errichtete Barockbau zeigt eine ungewöhnliche Grundrißgestalt, die auf die Gegebenheiten des Vorgängerbaus, eines aus Ost- und Westkirche bestehenden karolingischen Baues, zurückzuführen ist. Die dreischiffige doppelchörige Säulenbasilika prägte die Heiligengrabstätte im Westchor zusammen mit dem weit ausladenden westlichen Querschiff. Dessen Ausdehnung findet sich in dem ebenfalls westorientierten Barockbau wieder. Hinter dem kurzen querrechteckigen Chor mit dem Hauptaltar liegt ein längsrechteckiger Mönchschor mit seitlichen Zusatzräumen (im Norden Marienkapelle, im Süden Sakristei), dessen Außenmauerwerk auf das karolingische Westquerhaus bezogen ist. In der vorliegenden Darstellung sind nur Teile der Ostmauer dieses Bauteils dargestellt. Im Innern zeigt die kreuzförmige, dreischiffige Basilika eine rhythmische Travée im Wechsel von Haupt- und Nebenjochen. Die Vierung wird als zentraler lichtführender Raum durch eine Kuppel mit Laterne inszeniert. Für diese römischen Lösungen nachempfundene Konstruktion (s. Petersdom und Il Gesù) war eigens ein Modell der Petersdomkuppel beschafft worden. Nach dem Vorbild von Il Gesù wurden auch die Räume der Hauptjoche in den Seitenschiffen überkuppelt und die Lichtführung so zu einer einheitlichen Raumwirkung genutzt. Die doppeltürmige Ostfront gestaltete Dientzenhofer im Stil fränkischer Barockfassaden. Auch in diesem Bereich wurde auf einen Vorgängerbau Rücksicht genommen. Die schlanken, von Spindeltreppen erschlossenen Türme enthalten im Kern die romanischen Chortürme (Dehio Hessen 1982, S. 297f.; Schmitt 1999; Freckmann 1928).
Zusätzlich zum Verlauf des Mauerwerks ist neben den Gewölbeformen der verschiedenen Bauteile auch die Lage der Altäre mit ihren Stufenpodesten und Säulenstellungen eingetragen. Die Zeichnung läßt allerdings die zeichnerische Sorgfalt vermissen. So wurde die Lavierung unregelmäßig und fleckig aufgetragen, und am rechten oberen Rand ist ein Teil der Umrahmung verwischt. Für die komplette Darstellung des Kirchenbaus im Westen hätte das Blatt am oberen Rand verlängert werden müssen. Das war jedoch wohl nicht intendiert, da angesichts des vorliegenden Breitenformats der Mönchschor in seiner Ausdehnung im Norden und Süden nicht hätte erfaßt werden können. Ob es sich hier um eine bewußte Teildarstellung handelt oder ob ein Berechnungs- bzw. Zeichenfehler vorliegt, ist unklar.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 15.08.2023



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