1.81.2.9 - Kassel, Synagoge in der Unteren Königsstr., Entwurfsskizze zur Eingangsfront, Aufriß

Katalogtext:
Die erstmals von Jutta Schuchard publizierten und mit dem Alternativentwurf von Ruhl zur Kasseler Synagoge in Verbindung gebrachten vier Skizzen auf Pauspapier (GS 19383 - GS 19386) befinden sich in einem der Klebebände, in denen Zeichnungen des Architekten vermutlich nach dessen Tod zusammengestellt wurden. Ruhl hat die Entwurfsskizzen auf Pauspapier angefertigt, um die den Entwürfen gemeinsame Grundstruktur der Fassade zügig kopieren und sich auf die jeweils veränderten Dekorationsformen konzentrieren zu können. Das Grundgerüst der dreiteiligen, von Pilastern gegliederten Fassade entspricht bereits weitgehend dem Präsentationsriß (L GS 12412). Im Gegensatz zu diesem Entwurf handelt es sich hier jedoch nicht um eine Basilika, sondern um eine Hallenkirche. Vor dem eigentlichen Sakralraum befindet sich eine Vorhalle mit dem Hauptportal, die von zwei niedrigeren Seitenteilen flankiert wird, in denen sich vermutlich die Treppenaufgänge zu den Frauenemporen befinden. Die Seitenteile versah Ruhl jeweils mit einem kuppelartigen Dach, während die Vorhalle von einem Giebel abgeschlossen wurde.
Wie beim Präsentationsriß verband Ruhl auch hier Formelemente der Gotik mit solchen der Frührenaissance oder reinen Phantasiegebilden. Auf die Funktion des Gebäudes als Synagoge verweist vor allem der Davidstern in den Rundfenstern der Turmstümpfe.
Stand: August 2007 [CL]