3.44.9.4 - Hanau (?), Schloß Philippsruhe (?), Entwurf zu einem Säulenpfostenbett, Vorder- und Seitenansicht



3.44.9.4 - Hanau (?), Schloß Philippsruhe (?), Entwurf zu einem Säulenpfostenbett, Vorder- und Seitenansicht


Inventar Nr.: GS 8104
Bezeichnung: Hanau (?), Schloß Philippsruhe (?), Entwurf zu einem Säulenpfostenbett, Vorder- und Seitenansicht
Künstler: Johann Conrad Bromeis (1788 - 1855), Entwurf
Franz Georg Philipp Schulz (1797 - 1892), Zeichner/-in, Zuschreibung
Datierung: um 1830
Geogr. Bezug: Hanau (?)
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMAN / 1823"
Maße: 43,8 x 57,6 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fus"
Beschriftungen: unten links: "7.)" (Graphit)
in der Darstellung: "Amors. Korb mit herunter / fallenden Blumen / Feston von Blumen" (Graphit)
verso: "270/1926" (Feder in Schwarz)
verso: "Kasten II P. / Philipps(thal - durchgestrichen)ruhe" (Graphit)


Katalogtext:
Der vorliegende unvollendete Entwurf zeigt ein Säulenpfostenbett mit Baldachin. Schwäne mit ausgebreiteten Schwingen und gebogenen Hälsen im Stil des Empire sitzen auf den kugeligen Endstücken der Säulenpfosten des in französischer Manier längs zur Wand ausgerichteten Bettes. Ihre Schnäbel dienen als Halterung für ein bortengesäumtes Stoffgehänge. Der an den Säulenpfosten arretierte Baldachin soll, wie die skizzenhafte Ausführung in der Seitenansicht andeutet und ein Beschriftungstext in der Darstellung der vorderseitigen Ansicht konkretisiert, "Amors Korb mit herunter fallenden Blumen" bekrönen. Der konkav einschwingende Teil des Baldachins, der hier als "Feston von Blumen" bezeichnet wird, weist vorderseitig ebenjenen, skizzenhaft ausgeführten floralen Dekor auf, während seitlich eine graphische Verzierung in Form sich überschneidender, gekurvter Linien zu finden ist.
Erkennbar ist die Grundstruktur aus gleich gestalteten Kopf- und Fußteilen, die in einer S-förmigen Schweifung enden. Das Bett kann typologisch wohl als ein "lit bateau" mit konkav geschwungenen Seitenteilen verstanden werden. Zwischen den Säulenpfosten sind vermutlich die von dem breiten Baldachinsaum verdeckten Stangen befestigt, an denen zumeist aus Musselin gearbeitete Vorhänge hingen, die nach vorn gezogen, das Bett verhüllten.
Aufgrund des Wasserzeichen-Datums ("1823") und der stilistischen Gestaltung des Bettes ist von einer Entstehung des Blattes um 1825 auszugehen. Laut einer in späterer Zeit aufgebrachten Beschriftung auf der Rückseite kann das Blatt Schloß Philippsruhe bei Hanau zugeordnet werden. Diese Verortung erscheint insofern wahrscheinlich, da die Zeichnung mit Arbeiten in Zusammenhang stehen könnte, die in den 1820er Jahren die Innenausstattung des Schlosses betrafen. Dabei sollten die Beschädigungen, die die Räume während der französischen Besatzung erlitten hatten, sollten beseitigt werden. Zwar gibt es keinen eindeutigen Hinweis auf die Anfertigung eines derartigen Säulenpfostenbettes, archivalisch belegen läßt sich jedoch ein Auftrag an den Hanauer Schreinermeister Körner im April 1829 zur Lieferung von zwölf "ordentliche(n)" Bettstellen aus Tannenholz (Hoffmann 1994, S. 171).
Das Blatt ist Teil eines Konvoluts (s. a. GS 14487, GS 15464, GS 15465, GS 15703, GS 15778, GS 15779, GS 15812, GS 8103) mit innenarchitektonischen Entwürfen aus dem Nachlaß des Hoftapezieres Carl Riehl. Alle Blätter entstanden in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts im Baubüro des Oberhofbaumeisters Johann Conrad Bromeis. Während die Entwürfe wohl auf ihn selbst zurückgehen, wurde zumeist einer der Mitarbeiter (in diesem Fall wohl Franz Georg Philipp Schulz, s. a. GS 8103) mit der Ausführung betraut. Als Hilfsmittel im Zuge des Entwurfsprozesses dienten Bromeis immer wieder die einschlägigen Vorlagenwerke der Zeit. Auch bei dem vorliegenden Entwurf ist eine derartige gestalterische Vorlage anzunehmen, etwa der "Recueil de Draperies" von d'Hallevant.
Stand: Mai 2005 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 05.09.2022



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum