4.31.2.1 - Jüchen-Otzenrath, Grabmal für die Familie Leuffen, Entwurf, Grundriß und Vorderansicht



4.31.2.1 - Jüchen-Otzenrath, Grabmal für die Familie Leuffen, Entwurf, Grundriß und Vorderansicht


Inventar Nr.: GS 12333
Bezeichnung: Jüchen-Otzenrath, Grabmal für die Familie Leuffen, Entwurf, Grundriß und Vorderansicht
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Architekt/-in
Datierung: 04.04.1867
Geogr. Bezug: Jüchen-Otzenrath
Technik: Graphit, rot laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 39,8 x 32 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fs. Rh."
Beschriftungen: oben links: "Skizze zu einem Monumente / für die Grabstätte der Familie Leufen / z. Otzenrath." (Graphit)
oben links: "16. a" (Farbstift in Rot und Graphit)
unten rechts: "Aachen 4/4 1867. / H Schneider" (Graphit)


Katalogtext:
Schneider skizzierte auf dem Blatt ein neogotisches Grabmal in Ansicht und Grundriß, das auf einem Otzenrather Familiengrab aufgestellt werden sollte. Ein querrechteckiger, abgetreppter Sockel wird in die Form eines oblongen Achtecks überführt, das den Grundriß des reich mit Zierat geschmückten Aufbaus bestimmt. Vor die Ecken der Längsseiten des Achtecks sowie vor die rechtwinklig dazu stehenden Schmalseiten sind Säulen mit Schaftring vorgeblendet, das Profil des Schaftrings wird als Gesims um das Grabmal herumgeführt. Unterhalb des Gesimses ist auf der Schauseite Raum für eine Inschrift, während oberhalb desselben ein Relief unter einem Stichbogen eingesetzt ist, das den auferstandenen Christus inmitten der schlafenden Grabeswächter zeigt. Oberhalb des Reliefs ist abermals Raum für eine Inschrift, bevor ein Spitzbogen das Feld abschließt. An den diagonalen Schmalseiten sind - zumindest auf der Schauseite - Figuren auf vorkragende Konsolen gestellt, die sich ikonographisch nicht einordnen lassen. Sie werden von niedrigen Spitzbögen überfangen.
An der Schauseite ist oberhalb der Spitzbogennische ein Giebel ausgeprägt, dessen stark profilierte Kanten mit Verkröpfungen waagerecht um die Schmalseiten herumgeführt werden. Im Giebelfeld ist eine Rosette angelegt, die Giebellinie mit kantigen Nasen besetzt, die Parallelen zum Baldachin eines gotischen Ziborienaltars aufweisen, dessen Entwurf im Nachlaß Schneider erhalten ist, aber noch nicht verortet werden konnte (vgl. L GS 15607). An den Schmalseiten ist oberhalb des Gesimses ein kleiner Ziergiebel angelegt. Oberhalb bzw. hinter den Giebelflächen erhebt sich eine in ein Kreuz auslaufende Fiale, die von zwei weiteren Fialen mit Kreuzblumen flankiert wird.
Das Grabmal steht vor der Kulisse der 1867 zwar schon geplanten, aber noch nicht begonnenen Pfarrkirche St. Simon und Thäddäus in Otzenrath; links neben der Kirche ist der Kapitelshof oder Leuffensche Hof zu erkennen, rechts einige weitere Häuser des Dorfes, während der noch nicht gestaltete Kirchhof außer einer Begrenzungsmauer rechts noch ungegliedert ist.
Den Auftrag für den Grabmalsentwurf erhielt Schneider während der Planungen für die genannte Pfarrkirche, sein erstes großes Bauprojekt im Rheinland. Seine Auftraggeber, das Ehepaar Johann Benjamin Leuffen und Agnes Breuer, gehörten zu den bedeutendsten Förderern des Kirchenbaus in Otzenrath. Sie stellten das Grundstück für den Kirchenbau unentgeltlich zur Verfügung, schenkten 700 Taler zu den Baukosten, gaben im Interesse eines zügigen Baufortschritts zinslose Kredite und stifteten den ebenfalls nach einem Entwurf Schneiders gefertigten Hochaltar; ein Schwager Leuffens, G. D. Thönissen, stiftete eines der Kirchenfenster (Hartmann 1996, S. 21, 57f.).
Johann Benjamin Leuffen besaß mit dem Kapitelshof den größten landwirtschaftlichen Betrieb in Otzenrath. Sein Vater Heinrich Leuffen hatte den Hof zunächst als Pächter betrieben und ihn 1804 von dem Vorbesitzer, dem Damenstift St. Maria im Kapitol, erworben. 1868 sollte der Kapitelshof zu einem landtagsfähigen Rittergut erhoben werden. Der Wunsch nach einem repräsentativen Grabmal spiegelt die Stellung der Familie in Otzenrath wider (Hartmann 1996, S. 23ff.; Rixen 1969, S. 39-43).Der Friedhof besteht heute nicht mehr. Otzenrath liegt im Gebiet des Braunkohlentagebaus Gartzweiler II; die Bevölkerung wurde umgesiedelt und die Bebauung bis 2007 sukzessive abgerissen.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 25.11.2022



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