8.16.3.1 - Ravenna, S. Sebastiano, Skizze eines Kapitells; S. Apollinare Nuovo, Skizze eines Chorschrankendetails, Ansicht



8.16.3.1 - Ravenna, S. Sebastiano, Skizze eines Kapitells; S. Apollinare Nuovo, Skizze eines Chorschrankendetails, Ansicht


Inventar Nr.: GS 12348
Bezeichnung: Ravenna, S. Sebastiano, Skizze eines Kapitells; S. Apollinare Nuovo, Skizze eines Chorschrankendetails, Ansicht
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 31.01.1869
Geogr. Bezug: Ravenna
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: nicht ermittelbar
Maße: 22,4 x 15,6 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "Ravenna d. 31ten Jan / 69 / St. Sebastiano." (Graphit)
links: "St. Apollinare / in Cità / Ravenna 31.1.69. / Marmor-Gitter." (Graphit)
in der Darstellung: "3/4 Zoll breit" (Graphit)


Katalogtext:
Blatt 29 aus dem Skizzenbuch der Italienreise Schneiders von 1868/69 versammelt zwei Graphitzeichnungen, die Ansicht eines Kapitells aus S. Sebastiano und eines Chorschrankendetails aus S. Apollinare Nuovo. Sie entstanden am 31. Januar 1869, als Schneider für einige Tage in Ravenna Station machte - vornehmlich, um die spätantiken Mosaikarbeiten in Ravenna zu studieren, aber auch andere spätantike und frühmittelalterliche Kunstwerke fanden sein Interesse. Die überlieferten Zeichnungen bezeugen, daß sich Schneider nicht allein auf seinen begrenzten Auftrag konzentrierte, sondern die Gelegenheit zu ausgedehnteren Studien nutzte.
Sorgfältig skizzierte Schneider ein theodosianisches Kapitelle aus der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts, das sich durch die Anordnung der Akanthusblätter in zwei Reihen übereinander auszeichnet, nebst auslaufendem Säulenschaft. Damit erfaßte er ein Baudetail aus der Kirche S. Sebastiano, das heute nicht mehr vorhanden ist. Die Kirche stand an der östlichen Schmalseite der Piazza del Popolo; ihre nördliche Langseite folgte der Via Diaz. Im Außenbau verschmolz ihre Fassade mit der der direkt südlich angrenzenden und im Inneren durch Arkadenöffnungen mit S. Sebastiano verbundenen, doch erst 1491 angebauten Kirche S. Marco. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden beide Kirchen profaniert und 1925 bis auf die Fassade abgebrochen.
In S. Apollinare Nuovo erregten die Chorschranken Schneiders besonderes Interesse. Die Basilika entstand in der Regierungszeit des Theoderich (493-526) in unmittelbarer Nähe seines Palastes als Christus selbst geweihter, dem arianischen Ritus vorbehaltener Bau. Nach 540 wurde die Kirche von der katholischen Orthodoxie neu geweiht und dem hl. Martin zugeeignet, Mitte des 9. Jahrhunderts erhielt sie ihr Apollinaris-Patrozinium. Schneider nennt die Kirche S. Apollinare in Città, um sie von S. Apollinare in Classe zu unterscheiden.
Sein Skizzenbuch enthält keine Abbildung der reichen Mosaiken der Langhauswände der Kirche, doch zeichnete Schneider eine der vier dort erhaltenen, ursprünglich nicht zusammengehörigen Chorschrankenplatten, die die Apsis vom Mittelschiff trennen. Die dargestellte, annähernd quadratische Platte - es handelt sich um die zweite von rechts - stammt aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts, ein filigranes Marmorgitter mit schmalen Ornamenten um ein zentrales Kreuz in einem breiten, mit Rankenwerk zwischen zwei Astragalen geschmückten Rahmen. Die Feinheit der Ausführung begeisterte auch Schneider, der an zwei Stellen die Breite der Ornamentstege mit 3/4 Zoll angab. Die Durchblicke durch das Gitterwerk deutete er für den größten Teil der Platte durch graue Schraffuren an, doch ist die Skizze, die nur einen kleinen Teil des Rahmens darstellt, unvollendet. In der linken oberen Ecke der Zeichnung skizziert Schneider noch das Profil des Rahmens; für die Gitterfläche selbst war dies nicht nötig.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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