4.55.1.2 - Oberwesel, Stiftskirche Unserer Lieben Frau, Detailskizzen von Lettner und Hochaltar, Ansicht, Aufriß und Schnitt



4.55.1.2 - Oberwesel, Stiftskirche Unserer Lieben Frau, Detailskizzen von Lettner und Hochaltar, Ansicht, Aufriß und Schnitt


Inventar Nr.: GS 12364
Bezeichnung: Oberwesel, Stiftskirche Unserer Lieben Frau, Detailskizzen von Lettner und Hochaltar, Ansicht, Aufriß und Schnitt
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 1865
Geogr. Bezug: Oberwesel
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: nicht ermittelbar
Maße: 13,4 x 19,8 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: in der Darstellung: "Baldachin / 7 Erk. / vorne mit d. Kante."; "Profil der Lettner- / Thür"; "Lettner / Oberwesel / Liebfrauenkirche"; "Schlußst. im süd. Seitenschiff"; "Partie / der Lettnersäulen"; "Tür"; "2 Pf."; "hoher Chor"; "glatt" (Graphit)
verso: "Oberwesel 1865" (Graphit)


Katalogtext:
Die ehemalige Stifts-, heutige katholische Pfarrkirche Unserer Lieben Frau in Oberwesel wurde 1308 begonnen, der Chor 1331 geweiht. Wann Langhaus und Turm fertiggestellt waren, ist nicht überliefert, doch scheint der Bau zügig zu Ende geführt worden zu sein. Es entstand eine querschifflose, kreuzrippengewölbte Basilika von sieben Jochen, deren beide östlichen dem Chor zugehören, der fünfseitig schließt. Im Äußeren eher schmucklos, aber durch ihre Massenwirkung beeindruckend, sticht die reiche spätmittelalterliche Ausstattung hervor, wobei der feingliedrige Lettner und der Hochaltar (vgl. L GS 14467) herausragende Stücke sind.
Der Lettner stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts und wurde wohl bald nach Vollendung des Chores angelegt (Bock 1868-1875, Bd. 1, Oberwesel, S. 6). Er besteht aus sieben mit reichem Maßwerk ausgezierten Spitzbogenlauben, deren Breite rhythmisch wechselt. An den Ecken des Lettners sind zum Gemeinderaum hin Figuren unter Baldachinen aufgestellt. Chorseitig führen zwei schmale Treppen auf die Plattform über den Gewölben, die von einer Maßwerkbrüstung eingefriedet wird. Von hier aus sangen die Diakone bei Hochämtern die Epistel und das Evangelium. In der Mittelachse springt die Brüstung ein wenig vor, um ein Kruzifix zu tragen.
Anstelle eines Pfarraltars in der Mittelachse des Schiffes sind in die Lettnerlauben gleich zwei Nebenaltäre eingestellt; in der Mitte eröffnet sich ein Durchgang zum Chor, der mit einer aufwendig geschnitzten Holztür verschlossen werden kann. Schon zu Schneiders Zeiten war die Anlage nicht mehr ganz unversehrt: Der Lettner war in gelblicher Ölfarbe gestrichen, die Abschlußgitter in Stein und Schmiedeeisen, die das westliche Chorjoch von den Seitenschiffen trennten, waren schon in den 1840er Jahren entfernt worden.
Das Skizzenblatt Schneiders versammelt überwiegend Details der Lettneranlage zwischen Gemeinderaum und Chor. Nur unten links ist ein Grundrißdetail des Chores angedeutet, nämlich der südöstliche Bündelpfeiler des östlichen Chorjochs sowie der nächstfolgende Pfeiler des Chorhaupts. Daneben ist eine Blattform von einem der Schlußsteine im südlichen Seitenschiff skizziert.
Links oben zeichnete Schneider die Ansicht eines der kleinen Baldachine, die zum oberen Abschluß der Lettnerarkaden gehören; er gab ihr mit Schraffuren räumliche Tiefe. Dem zugeordnet ist ein Detail des Baldachins, nämlich das Profil des Abschlußgesimses. In der Blattmitte ist ein florales Element erfaßt, das zu den Lettnersäulen gehört.
Die ganze rechte Blatthälfte nehmen Details der Holztür zwischen Chor und Kirchenschiff ein, nämlich einmal ein Profil, und dann einer der Türflügel, der jedoch so lang ist, daß der komplette Flügel in der von Schneider gewählten Darstellungsgröße nicht auf das Blatt paßte. Es ist daher einmal der untere Teil der Tür mit einem Maßwerkgitter und - nur halb im Bild - der untersten, glatten Füllung sowie rechts davon der obere Teil dargestellt. In diesen oberen Teil sind drei weitere, äußerst filigrane und detailreiche Maßwerkgitter eingesetzt.
Die Studien zum Lettner in Oberwesel stehen in Zusammenhang mit Schneiders Arbeiten für Franz Bock, für dessen Werke er Illustrationsvorlagen lieferte. Die Liebfrauenkirche ist im ersten, 1868 in Köln und Neuss erschienenen Band von Bocks "Rheinlands Baudenkmale des Mittelalters - Ein Führer zu den merkwürdigsten mittelalterlichen Bauwerken am Rheine und seinen Nebenflüssen" auf 16 Seiten behandelt; unter den sieben Illustrationen finden sich neben Ansicht und Grundriß der Kirche auch Ansichten von Lettner und Altar, die Abbildung einer Lettnerkonsole und eines Altardetails.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 25.11.2022



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