4.55.1.3 - Oberwesel, Stiftskirche Unserer Lieben Frau, Detailskizzen des Hochaltars, Aufriß und Schnitt (recto); Entwurf für Manuskriptseiten (verso)



4.55.1.3 - Oberwesel, Stiftskirche Unserer Lieben Frau, Detailskizzen des Hochaltars, Aufriß und Schnitt (recto); Entwurf für Manuskriptseiten (verso)


Inventar Nr.: GS 14467
Bezeichnung: Oberwesel, Stiftskirche Unserer Lieben Frau, Detailskizzen des Hochaltars, Aufriß und Schnitt (recto); Entwurf für Manuskriptseiten (verso)
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 1865
Geogr. Bezug: Oberwesel
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 28,7 x 23,6 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: oben rechts: "46" (Graphit)
in der Darstellung rechts: "Vom Altar der / Stiftskirche zu Ober / wesel 1865" (Graphit)
in der Darstellung: "Diese Hohlkehle läuft / an beiden Seiten des Mittelfensters, sowie / an dem darauf passenden / der Seitenstücke herum"; "Profil des Altarstüfchens" (Graphit)
verso: "47"; "Blick auf Cöln von Deutz aus"; "Pferdegruppe aus der Aue, Cassel 1858" (Graphit)


Katalogtext:
Die Studien zum Hochaltar in Oberwesel (vgl. L GS 12364) stehen in Zusammenhang mit Schneiders Arbeiten für Franz Bock, für dessen Werke er Illustrationsvorlagen lieferte (s. Bock 1868-1875). Der holzgeschnitzte Retabel des Hochaltar dürfte schon 1331 zur Zeit der Altar- und Chorweihe fertiggestellt gewesen sein, womit er zu den ältesten voll ausgebildeten Schrein- und Flügelaltären in Deutschland zu rechnen ist. Er zeichnet sich durch seine formal-architektonische Strenge, seinen Reichtum an Figuren und die Feinheit des Maßwerks aus, das in seiner Feinheit Parallelen bei der Katharinenkirche in Oppenheim findet. Der untere Teil des Retabels enthält kleine, triforienartige Maßwerknischen, in die ehemals Reliquien eingesetzt waren. In den Maßwerknischen darüber wird in Einzelfiguren und Gruppen das Erlösungswerk vor Augen geführt: der Sündenfall, die Propheten, das Leiden Christi, Blutzeugen und Heilige. Darüber sind in äußerst reich verzierten Nischen mit hohen Giebeln vor Maßwerkgalerien weitere Figuren angeordnet. In der Mittelachse des Altars ist eine Marienkrönung dargestellt, seitlich schließen die Apostel und andere Heilige als Verkörperungen der triumphierenden Kirche an. Diese Figuren sind jeweils paarweise unter einem der Ziergiebel, nur durch ein Säulchen getrennt, versammelt, die Paare meist einander zugewandt. Eine Ausnahme machen nur die schmalen Randfelder der Flügel; hier ist nur für eine Figur Platz. Eine mit Blattwerk geschmückte Hohlkehle rahmt die Mitteltafel des Retabels und die einzelnen Flügel, ein flacher Zinnenkranz schließt die Mitteltafel nach oben hin ab. Die Rückseite der Flügel zeigen in zwei Reihen übereinander Heiligenfiguren, die in Temperamalerei ausgeführt sind.
Schneider versammelt auf diesem Blatt ausschließlich Detailstudien zum beschriebenen Hochaltar. In der linken Blatthälfte ist die linke Partie der Innenseite des linken Altarflügels erfaßt. Die Zeichnung ist weit ausgearbeitet, indem sie alle Details mindestens einmal darstellt und deutlich macht, an welchen Stellen diese Details für eine Vervollständigung der Ansicht zu wiederholen sind. So werden nur Teile des architektonischen Grundgerüsts ganz ausgeführt, der Rest nur angedeutet, ähnlich wird beim Maßwerk verfahren. Auch stellt Schneider nur zwei Figuren dar, obgleich in dem von ihm gewählten Ausschnitt sechs Figuren ihren Platz haben müßten: eine weibliche Heilige ganz links im oberen und ein Engel in der mittleren Nische des unteren Registers.
Auf der rechten Seite des Blattes sind oben verschiedene Details der Krabben und Blattornamente auf den Giebeln und in der Hohlkehle skizziert, zum Teil auch Profile der Hohlkehlen an verschiedenen Stellen des Retabels angegeben. Darunter zeichnet Schneider ein Profil der steinernen Mensa, von ihm mißverständlich als "Profil des Altarstüfchens" bezeichnet; unterhalb desselben finden sich einige angedeutete Schnitte durch die Maßwerkdekorationen des Retabels.
Das Studienblatt ist auf einen Karton geklebt, auf dessen Rückseite weitere Skizzen von Schneider angebracht sind. Sie zeigen sechs Entwürfe für illuminierte Manuskriptseiten; vergleichsweise wenig Text ist hier - bevorzugt oben rechts - in Verbindung mit Landschaftsdarstellungen und Ansichten von Kirchen vorgesehen. Mit welchem Projekt diese Skizzen verbunden waren und ob es realisiert wurde, läßt sich den Entwürfen nicht entnehmen. Darüber hinaus waren auf der Rückseite des Kartons einmal drei weitere kleinere Skizzen befestigt, die mittlerweile abgelöst wurden. Zwei davon lassen sich noch durch die ehemaligen Beischriften identifizieren: ein "Blick auf Cöln von Deutz aus" und die "Pferdegruppe aus der Aue, Cassel 1858" (L GS 14484). Eine weitere Skizze aus Oberwesel, eine gotische Madonnenfigur, befindet sich gleichfalls im Kasseler Bestand auf dem Skizzenblatt L GS 12365.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 25.11.2022



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