4.36.1.1 - Kornelimünster, Benediktinerabtei, Skizze, Vogelperspektive



4.36.1.1 - Kornelimünster, Benediktinerabtei, Skizze, Vogelperspektive


Inventar Nr.: GS 12339
Bezeichnung: Kornelimünster, Benediktinerabtei, Skizze, Vogelperspektive
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 1870
Geogr. Bezug: Kornelimünster
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: diverse ligierte Buchstaben
Maße: 15,6 x 21,8 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "32" (Graphit)
unten: "Die frühere Abtei Cornelimünster mit Kirche gez. 1870." (Graphit)


Katalogtext:
In der Skizze festgehalten ist der Blick auf den Baukomplex der ehemaligen Benediktinerabtei Kornelimünster mit den Konventgebäuden und der zugehörigen Abteikirche. Das Kloster geht auf eine Gründung Ludwigs des Frommen im Jahr 814 zurück. Unter dem ersten Abt Benedikt von Aniane gewann das karolingische Reichskloster Inda (Kornelimünster) für die Reform des Benediktinerordens wesentliche Bedeutung.
Von der karolingischen Bausubstanz der Konventgebäude sind lediglich archäologisch faßbare Reste überliefert. Der von Hugo Schneider in seiner Zeichnung festgehaltene Bauzustand der Anlage geht im wesentlichen auf eine Neugestaltung der Stiftsgebäude im 17. und 18. Jahrhundert zurück.
Von der älteren Wehranlage der Abtei sind der die Stiftsgebäude umschließende Wassergraben sowie die an der Nordseite des Geländes befindliche Toranlage links im Bild erhalten. Das äußere, von zwei Rundtürmen flankierte Tor entstand im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts, während die wehrhafte innere Doppelturmanlage noch den Befestigungsbauten des 16. Jahrhundert zuzurechnen ist.
Im Zentrum der Konventgebäude steht der unter Abt Hyazinth Alphons Graf von Suys 1721-1728 von einem unbekannten Baumeister errichtete Haupttrakt, dessen Westfassade Schneider in seiner Zeichnung in der Ansicht zeigt. Der als Abtwohnung genutzte Flügel zeigt gegenüber den anschließenden Baukörpern den aufwendigsten Bauschmuck. So erhält der siebenachsige Bau mit der Anlage des um ein Mezzaningeschoß und einen flachen Giebel erhöhten Mittelrisalits eine besondere Auszeichnung. Weitere Details wie die schmuckvolle Fenstergestaltung hält Schneider in seiner Zeichnung jedoch nicht fest.
Gleichzeitig mit dem Haupttrakt entstand der Nordtrakt, eine Generation später war auch der Südtrakt vollendet, so daß die Anlage um den Cour d'honneur komplettiert war. Beide Seitenflügel zeichnen sich durch leicht ausgestellte und in den Dachformen hervorgehobene Eckpavillons aus. Von den weiterhin projektierten Erweiterungen wurde im 18. Jahrhundert der Westflügel rechts im Bild parallel zur Kirchenfassade ausgeführt.
Von der Abteikirche, die in ihren ältesten Bestandteilen auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, zeigt Schneider Teile des Westgiebels sowie die anschließende Dachlandschaft, die von einem barocken Dachreiter bekrönt wird. Im Hintergrund sind die Häuser der Ortschaft Kornelimünster angedeutet.
Der von Schneider dargestellte Bauzustand hatte nach 1870 nicht mehr lange Bestand. Der Wassergraben wurde verfüllt, der im Bildvordergrund nur vage angelegte Komplex der Wirtschaftsgebäude niedergelegt und der Cour d'honeur somit an seiner Westseite geöffnet. 1876 ließ die preußische Regierung einen weiteren Trakt an der Südseite anbauen, als die Abteigebäude als Lehrerseminar genutzt wurden.
Unter den barocken Residenzbauten nimmt die Anlage in Kornelimünster in ihrer recht schlichten und provinziellen Ausführung eine nachrangige Stellung ein.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 21.11.2022



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