8.12.1.1 - Perugia, Skizzen verschiedener Architekturdetails, perspektivische Ansicht, Aufriß und Schnitt



8.12.1.1 - Perugia, Skizzen verschiedener Architekturdetails, perspektivische Ansicht, Aufriß und Schnitt


Inventar Nr.: GS 12357
Bezeichnung: Perugia, Skizzen verschiedener Architekturdetails, perspektivische Ansicht, Aufriß und Schnitt
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 15.01.1861
Geogr. Bezug: Perugia
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 11,3 x 23 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: in der Darstellung: "5 Felder"; "Ziegel"; "Haust[...]"; "Sockel" (Graphit)
unten rechts: "Perugia d. 15ten Jan. 1861" (Graphit)


Katalogtext:
Das Blatt, das im Zuge von Schneiders Italienreise 1868/69 entstand (vgl. L GS 12329), versammelt sechs Graphitskizzen, die mit unterschiedlicher Akribie ausgeführt wurden: ein Glockentürmchen links, die Darstellung der Ecke eines Kreuzgangs in der Mitte, einen Wandaufriß desselben Kreuzgangs rechts sowie drei Details zu Gesimsen und Sockel dieses Kreuzgangs.
Bei dem dargestellten Kreuzgang handelt es sich um den des Zisterzienserinnenklosters S. Giuliana in Perugia, einen ausgedehnten Komplex, der zu den herausragenden Beispielen der italienischen Zisterziensergotik gehört. 1253 begründet, erlebte das Zisterzienserinnenkloster im Mittelalter seine große Blüte, mußte aber 1567 aus Gründen der Klosterdisziplin der Aufsicht des Diözesanbischofs unterstellt werden. Nach der Säkularisation 1797 nutzte man das Kloster als Kornspeicher, heute beherbergt es eine Fremdsprachenschule und Teile der Militärakademie (s. Zimmermann 1992, S. 108).
Die Klosterkirche gehört noch in großen Teilen dem 13. Jahrhundert an, der prachtvolle Kreuzgang entstand aber erst in den Jahren um 1376; er wird Matteo Gattapone zugeschrieben. Auf einem hohen Stylobat ("Sockel") stehen oktogonale Pfeiler, die durch einen Lagenwechsel von Ziegeln und Haustein gekennzeichnet sind. Sie tragen weite, spitzbogige Arkaden. Das Obergeschoß ist als umlaufende Loggia ausgebildet. In Rundbögen sind Triforienfenster eingestellt, über deren mittlerer Öffnung außerdem ein Vierpaß die Wand durchbricht. Die Ansicht des Kreuzgangs erfaßt das Raumgefüge, der Aufriß einige Details, die sich in der Ansicht nicht so genau wiedergeben ließen. Schneiders Beischrift "5 Felder" bezieht sich auf die Anzahl der Achsen der Kreuzgangseiten. Die drei Detailzeichnungen am rechten Rand geben vor allem Aufschluß über Profile, im Hinblick auf das Hauptgesims zwischen Arkaden- und Obergeschoß aber auch auf Details des Frieses (Diamantquader).
Das Glockentürmchen links, kaum mehr als ein Dachreiter, gehört zu einer Kapelle in der Via Alessandro Pascoli unweit des Klosterkomplexes von S. Francesco al Prato und steht in keinem Zusammenhang mit dem dargestellten Kreuzgang. Das Türmchen besteht nur aus einer dicken Wandscheibe, die durch ein Gesims in einen massiven unteren Teil und ein von gotischen Maßwerkfenstern durchbrochenes Glockengeschoß unterteilt ist. Schneider skizziert sehr treffend das große, zweibahnige Maßwerk, hinter dem die Glocken aufgehängt sind, und erfaßt auch das Biforienfenster darüber, begnügt sich aber damit, links der Fensterachse nur einen mit Maßwerk gefüllten Tondo darzustellen; ein gleichartiger Tondo wäre rechts zu ergänzen.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 25.11.2022



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum