12.13.12.27 - Studie einer Loggia nach S. L. Du Ry, Grund- und Aufriß



12.13.12.27 - Studie einer Loggia nach S. L. Du Ry, Grund- und Aufriß


Inventar Nr.: L GS 15027
Bezeichnung: Studie einer Loggia nach S. L. Du Ry, Grund- und Aufriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1753 - 1801), Zeichner/-in
Datierung: 1788 (nach)
Geogr. Bezug:
Technik: Feder in Schwarz und Grau, grau, rosa, braun, grün und gelb laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 48,9 x 38,9 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "pieds." und Modulmaß
Beschriftungen: oben mittig: "PERISTYLE JONIQUE" (Feder in Braun)
oben rechts: "Bl. 394" (Feder in Rot)
unten rechts: "JHWolff" (Feder in Braun)
in der Darstellung: Maßangaben (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Jeweils eine Blatthälfte einnehmend sind Aufriß und Grundriß einer einseitig offenen Loggia ausgeführt. Dabei entspricht die Zeichnung der bei Wolff üblichen Darstellung seiner Studien zu den Säulenordnungen, die sich nach den Vorgaben der wichtigen Säulentraktate (Vignola, Palladio) richten.
Zwischen zwei Gebäudeteilen liegt die von einer Doppelsäulenstellung ionischer Ordnung gestaltete Loggia, von der aus ein mittiger Haupt- und zwei seitliche Nebeneingänge das Gebäude erschließen. Den Haupteingang gestalten Eckpilaster und eingestellte Säulen, die, da sie achsengerecht dem vorderen Säulenpaar zugeordnet sind, allein im Grundriß wahrnehmbar sind. Seitlich von Zierleisten eingefaßt, zeigt sich über einer weit auskragenden, auf festongebundenen Konsolen ruhenden Supraporte ein Oculus mit eingestellter Büste, der von einer Lorbeergirlande und Löwenfiguren umschlossen wird. An den Mauerflanken des Eingangs sind dem Oculus kreisrunde Maueröffnungen zugeordnet, die von der unteren Mauerzone durch ein breites Gesimsband aus Zahnschnitt- und Wellenfries abgetrennt sind. Reiche Ornamentik als Ausdruck eines spätbarocken Klassizismus (Zopfstil) zeichnet auch die Präsentation der in Rundbogennischen eingestellten Vasen aus. In den von pilasterartigen Zierleisten gerahmten und von Muschelkonchen überfangenen Nischen stehen Vasen, deren Wandung ein Figurenfries umschließt, auf Sockel mit Girlandengehängen.
Durch die Existenz der entsprechenden Vorlage kann die Zeichnung auf eine Arbeit von Wolffs Lehrer, Simon Louis Du Ry, zurückgeführt werden (s. L GS 5542), die, wie die Zeichentechnik und die charakteristische Signatur Wolffs belegen, allerdings nicht während der Zeit am Kasseler Collegium Carolinum entstand, sondern ein Ergebnis der späten Studienjahre ist. Wie bei vergleichbaren Blättern (s. L GS 15088, L GS 15215 u. L GS 15318) entfernte sich Wolff von der Vorlage, indem er sie wie im vorliegenden Fall nur ausschnitthaft präsentierte. Abweichungen finden sich auch bei den Details. So verzichtete er auf die Friesornamentik und setzte statt des aufgehenden Mauerwerks des zweiten Geschosses eine hohe Attika auf das Gebälk.
Wolffs Interesse beim Anfertigen der Zeichnung war möglicherweise auf die unkanonische Form des Interkolumniums gerichtet. Der als konform angesehene Mindestabstand der ionischen Säulenreihe ist hier bewußt ignoriert und mit dem Modulmaß von 1 1/2 ein System nah zusammenstehender Doppelsäulen ausgeführt worden.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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