12.13.12.50 - Studie eines ionischen Kapitells, Aufriß



12.13.12.50 - Studie eines ionischen Kapitells, Aufriß


Inventar Nr.: L GS 15050
Bezeichnung: Studie eines ionischen Kapitells, Aufriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1753 - 1801), Zeichner/-in
Datierung: um 1780
Geogr. Bezug:
Technik: Feder in Schwarz, Grau und Rot, grau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 18 x 29,5 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "partes" und "modele"
Beschriftungen: oben mittig: "CHAPITEAU JONIQUE MODERNE" (Feder in Schwarz)
oben rechts: "Bl. 441" (Feder in Rot)
unten rechts: "JHWolff" (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: Maßangaben (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
In sieben Einzelblättern (L GS 15050 - L GS 15056) setzte sich Johann Henrich Wolff mit verschiedenen Kapitellformen auseinander. Sein Interesse galt dabei nicht der klassischen Ausformung auf der Grundlage der von ihm üblicherweise benutzten Säulenbücher (s. Vignola 1562; Palladio 1570), sondern den späteren Umformungen und Variationen.
Die vier Doppelvoluten des abgebildeten ionischen Kapitells sind radial angeordnet, wobei sich die Mittellinien der Paare im rechten Winkel schneiden und die Voluten eines Paares in einem Winkel von 45 Grad zu der Gebälkebene stehen. Die Voluten entspringen getrennt voneinander einem als Eierstab ausgebildeten Echinus, der die Gestalt des Säulenschafts nach oben fortsetzt und so die Gliederung zwischen den Voluten übernimmt. Der Abakus setzt sich aus einem fallenden Karnies und einer Abschlußleiste zusammen. Die vier konkav eingezogenen Seiten der Deckplatte nehmen die Struktur der Voluten wieder auf. Die Mitte ist mit einer Rosette verziert.
Grundlegend für Wolffs Darstellung des als modern betitelten ionischen Kapitells sind die Ausführungen Scamozzis, der nach den Kapitellen am Concordia-Tempel in Rom die Form des vierseitigen Voluten-Kapitells entwickelte und sie im Rahmen seines architekturtheoretischen Werks "L'idea della architettura universale“ (Scamozzi 1615) zum Bestandteil der von ihm interpretierten ionischen Säulenordnung machte. Ein Prototyp des vierseitigen Kapitells ist das nach einem Entwurf Michelangelos gearbeitete viervolutige Kapitell am Palazzo dei Conservatori in Rom, das als "Michelangelo-Kapitell“ Eingang in die architekturtheoretische Literatur fand (s. Aviler 1691, Taf. 86). Die Verbreitung dieses Vierseiten-Typus erklärt sich durch die Beseitigung einer entscheidenden Schwierigkeit, die sich bei der Behandlung der Ecken des ionischen Kapitells ergab (Chitham 1987, S. 36 u. 68).
Dem Bezeichnungstext zufolge könnte Blondels "Cours d'Architecture“ (Blondel 1771-1777, Bd. 1, Taf. XX) als Vorlage für Wolffs Zeichnung gedient haben. Das hier als "CHAPITEAU IONIQUE / MODERNE“ betitelte Kapitell ist nach denselben Proportionen konstruiert. Allerdings stehen die Voluten bei Wolff schräger, die Girlande fehlt und der Säulenschaft weist keine Kanneluren auf.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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