12.15.15.8 - Kircheneingang nach M.-J. Peyre, Grund- und Aufriß



12.15.15.8 - Kircheneingang nach M.-J. Peyre, Grund- und Aufriß


Inventar Nr.: L GS 15068
Bezeichnung: Kircheneingang nach M.-J. Peyre, Grund- und Aufriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1753 - 1801), Zeichner/-in
Datierung: 1788 (nach)
Geogr. Bezug:
Technik: Feder in Schwarz und Grau, grau, braun und rosa laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Wappenschild mit Lilie
Maße: 41,7 x 25,9 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "pieds de France"
Beschriftungen: unten mittig: "Eglise selon Architect Peÿre." (Feder in Braun)
oben rechts: "Bl. 323." (Feder in Rot)
unten rechts: "JHWolff" (Feder in Braun)


Katalogtext:
Die Darstellung der Kircheneingangsfront mit sechssäuligem Giebelportikus korinthischer Ordnung entstand als Studie nach der Vorlage des Architekturwerks von Marie-Joseph Peyre, wobei nicht eindeutig zu klären ist, ob sie auf das 1765 erschienene Werk "Oeuvres d'architecture" (Peyre 1765) oder auf die erweiterte Fassung aus dem Jahr 1795 (Peyre 1795) zurückgeht. Das in beiden Stichwerken mit einer Abbildung behandelte Bauprojekt bildet den Entwurf für einen Kirchenportikus ("PORTAIL D'EGLISE, PLAN"), der das antike Tempelmotiv mit einer Fassadengestaltung im Renaissancestil verbindet.
Über einem Rustikasockel erhebt sich die glatte, eineinhalbgeschossige Kirchenfassade, die durch ädikulagerahmte Fenster und ein girlandenverziertes Relieffeld gegliedert und durch einen Hohlkehlenfries und ein hohes Kranzgesims nach oben hin abgeschlossen wird. Eine Freitreppe erschließt den aus schlanken, korinthischen Säulen in einer doppelten Reihung konstruierten Giebelportikus, der den Zugang in eine dem Kirchenschiff vorgelagerte Vorhalle gewährt. Die Portikussäulen sind voneinander in einem Abstand von 1 1/2 Säulendurchmesser entfernt, was, vorausgesetzt, die Fassade weist nicht mehr als sechs Säulen auf, von Peyre als das für die korinthische Ordnung beste Interkolumnium angesehen wurde. Zwei weitere seitliche Zugänge führen in kreisrunde Räume, an die sich wiederum seitliche, vom Hauptschiff abgetrennte längsgerichtete Räume anschließen. In die Vorhallenrückwand ist der zentrale von vier Figurennischen flankierte Haupteingang gesetzt, der giebelbekrönt nahezu die gesamte Fassadenhöhe einnimmt. Den Fassadenabschluß bildet hier eine breite Attika mit Figurenszene, die durch die vorgesetzten Säulen nicht voll einsichtig ist.
Zusätzlich zu den bereits in der Peyre-Darstellung plastisch herausgearbeiteten Akzenten wie der teilweisen Verschattung des Fassadenabschnitts hinter der Säulenstellung und des rechts des Portikus gelegenen Fassadenteils erarbeitete Wolff eine durch das Giebelgesims verursachte Verschattung. Die Verdunklung des tiefergelegenen Fassadenabschnitts des Eingangsbereichs ist Wolff jedoch mißlungen. Gerade die belichtete rechte Fassadenhälfte scheint in einer im Vergleich zur rechten Fensterfassade weiter vorgerückten Darstellungsebene zu liegen. Derartige Details lassen das Defizit in Wolff zeichnerischer Ausbildung deutlich werden, das er selbst durch weitreichende autodidaktische Studien nur geringfügig auszugleichen vermochte.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum