12.15.11.1 - Dreiachsige Tordurchfahrt nach J.-F. Neufforge, Grund- und Aufriß



12.15.11.1 - Dreiachsige Tordurchfahrt nach J.-F. Neufforge, Grund- und Aufriß


Inventar Nr.: L GS 15078
Bezeichnung: Dreiachsige Tordurchfahrt nach J.-F. Neufforge, Grund- und Aufriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1753 - 1801), Zeichner/-in
Datierung: 1788 (nach)
Geogr. Bezug:
Technik: Feder in Schwarz und Grau, grau, rosa und gelb laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Lilie
Maße: 37,3 x 23,9 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fuss"
Beschriftungen: oben rechts: "Bl. 258." (Feder in Rot)
unten rechts: "JHWolff" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die Zeichnung einer dreiachsigen Tordurchfahrt entstand nach einer Darstellung aus Neufforges Werk "Recueil Elémentaire d'Architecture" (Neufforge 1757-1780, Bd. 2, Bl. 121).
Der Entwurf verwendet den Typ des antiken Triumphbogens in der Gestalt eines freistehenden Torbaus mit drei Durchgängen. Genutetes Blendmauerwerk akzentuiert den Mittelbogen, dahinter treten die glatten Mauerflächen der rechteckigen Seitendurchgänge zurück. Die Figurenreliefs erfordern hier ein ruhiges Fassadenumfeld. Zu den Ecken hin erfolgt ein weiterer Rücksprung, dessen Maueroberfläche die Nutung des Mittelfeldes wieder aufnimmt. Rustikamauerwerk wird seit Michele Sanmichelis Porta Nuova in Verona (1533-40) unmittelbar mit dem Bautyp Stadttor verbunden, wobei Sanmicheli sich seinerseits auf die römische Porta Maggiore (1. Jh. n. Chr.) bezog (Forssman 1984, S. 57f.).
Das vertikale Gliederungselement des genuteten Blendmauerwerks setzt sich über einen verkröpften Metopen-Triglyphen-Fries und das dreistufig zurückspringende Kranzgesims bis in die Attikazone hinauf fort und steigert sich bis zu einer bekrönenden Wappenkartusche. Dabei folgen das Kranzgesims wie die Attika der geschichteten Mauerstruktur des Unterbaus. Augenfällig ist dies insbesondere bei der hohen Attika, bei der die einzelnen Mauerschichten durch Abschnitte mit glatter Flächung, mit Festongehängen und mit einer zentralen Inschriftentafel differenziert gestaltet sind.
Wie in den meisten Zeichnungen Johann Henrich Wolffs, die nach einer Vorlage entstanden sind, rückte Wolff in einigen Punkten von den Vorgaben ab. Der gesamte mittlere Bogenabschnitt wird stärker akzentuiert, dergestalt, daß im Bereich des Mittelbogens ein deutlicher Mauerrücksprung herausgearbeitet ist, der sich über den Fries bis in die Attikazone hochzieht. In diesem Bereich erstreckt sich die Inschriftentafel, die bei Neufforge fast die gesamte Attika einnimmt. Die die Seitenbereiche betonenden Obelisken sind in der Wolff-Nachzeichnung dagegen weggefallen. Im Torinneren bildete Wolff mittige Rechteckräume mit Kreuzgratwölbung aus. Der Mittelraum wird durch seitliche Halbkreisnischen erweitert. Die Spindeltreppenanlagen übernimmt Wolff nicht. Das Motiv der kreuzgratgewölbten Torhallen könnte zusammen mit den Seitennischen in der mittleren Torhalle auf das Stadttor von Portsmouth zurückgehen, das in einem anderen Studienblatt Wolffs zur Stadttorarchitektur behandelt wurde (L GS 15080).
Statt des vorgegebenen "Toises"-Maßes verwendete Wolff "Fuss"-Maße. Das Blatt ist mit Wolffs charakteristischer Signatur versehen worden, die in ihrer späteren Variante den Nachnamen in mehreren Vertikalschwüngen enden läßt.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum