12.7.7.11 - Entwurf zu einer Kirche im klassizistischen Stil, Aufriß, Grundriß und Schnitt



12.7.7.11 - Entwurf zu einer Kirche im klassizistischen Stil, Aufriß, Grundriß und Schnitt


Inventar Nr.: L GS 15167
Bezeichnung: Entwurf zu einer Kirche im klassizistischen Stil, Aufriß, Grundriß und Schnitt
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1792 - 1869), Zeichner/-in
Datierung: 1820-1830
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Grau, grau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "H [...]"
Maße: 56,6 x 46 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "Bl. 269" (Feder in Rot)


Katalogtext:
Die Frage nach der besten Form für einen Kirchenbau beschäftigte Johann Heinrich Wolff in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts. In diesem Zusammenhang entstanden verschiedene Skizzen und Entwürfe, deren abschließendes Ergebnis in den repräsentativen Zeichnungen für einen evangelischen Kirchenbau zu sehen ist (L GS 14623 - L GS 14626).
In gefaltetem Zustand präsentiert die Zeichnung durch ein rundes Sichtfenster, das sich in der unteren Blatthälfte befindet, den vorliegenden Aufrißentwurf eines Zentralbaus mit antikischen Stilelementen. Das Zentrum des vermutlich auf kreuzförmigem Grundriß entwickelten Gebäudes akzentuiert dabei eine flache Opaion-Kuppel. Vorderseitig wird der Bau von einem sechssäuligen, übergiebelten Portikus dorischer Ordnung gestaltet. Die fensterlosen Längsseiten der seitlichen Kreuzarme verlängern oberhalb der hohen Attika gestufte Podien, auf denen die Glockentürme als Aufbauten aufsitzen. Die seitlichen Säulenstellungen gehören zu freistehenden Portiken, die dem Bau wohl an allen Fronten vorgesetzt sind.
Wolffs Kirchenaufriß präsentiert sich in strenger klassizistischer Formensprache, die das Pantheon, die Villenarchitektur Palladios sowie Entwürfe zeitgenössischer Architekten zitiert. So findet sich die Struktur eines überkuppelten Zentralbaus mit Portikusfassaden und aufgesetzten Glockentürmchen im ersten Umbauentwurf Schinkels für den Berliner Dom wieder (1816). Leo von Klenzes Projekt für eine evangelische Kirche am Münchener Odeonsplatz (1818/19) sah einen Zentralbau auf der Grundlage eines griechischen Kreuzes vor. Die Eingangsfront betont in ähnlicher Weise ein sechssäuliger dorischer Säulenportikus, dessen Gesims den gesamten Bau umläuft, und ebenso erhebt sich über dem Portikus eine Opaion-Kuppel mit gestuftem Ansatz, die hier einem fensterlosen Tambourring aufsitzt.
Über der Kuppel ist eine alternative Turmlösung in Graphit skizziert, die einen Mittelturm vorsieht. Bei dem Entwurf für einen evangelischen Kirchenbau entschied sich Wolff für die Einturmvariante, wobei er den Turm campanileartig freistellte (L GS 14626). Statt der kreuzförmigen Form wählte er für den Kirchenbau eine kreisförmige Struktur mit einem autonomen Turmbau und tiefen, halbkreisförmigen Vorhallen, die sich in den runden Grundriß besser einbinden lassen als die klassischen Portiken.
Der unterhalb begonnene Grundriß eines alternativen Kirchenbaus in longitudinaler Form wird von dem Sichtfensterrand überlappt. Eine Alternative stellen wohl auch die zwei kolorierten Darstellungen in der unteren Blatthälfte dar, die in Grundriß und Schnitt eine dreischiffige Basilika mit Portikusfront und rechteckig umschlossenem Dreiapsidenschluß zeigen. Die überkuppelte Vierung wird hier von einem Tempietto akzentuiert. Weitere Schnitte skizzierte Wolff seitlich der oberen Grundrißdarstellung.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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