12.5.12.1 - Entwurf zu einem Landhaus mit Umgebung, Grundriß



12.5.12.1 - Entwurf zu einem Landhaus mit Umgebung, Grundriß


Inventar Nr.: L GS 15176
Bezeichnung: Entwurf zu einem Landhaus mit Umgebung, Grundriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1792 - 1869), Zeichner/-in
Datierung: um 1813
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, grau, blau und grün laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 37,4 x 28,9 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "Bl. 191." (Feder in Rot)


Katalogtext:
Die Zeichnung eines am Kanal gelegenen Landhauses mit Hof und angeschlossener, streng symmetrisch ausgerichteter Gartenanlage entstand in Auseinandersetzung mit einem Entwurf von C. W. Coudray, den dieser in seiner Fuldaer Zeit (1805-1815) anfertigte. Während sich Wolff bei seinem Aufrißentwurf der Vorderfront (L GS 15177) deutlich auf die Vorgaben Coudrays bezog, rückte er bei der Grundrißgestaltung von der palladianischen Struktur des Coudray-Entwurfs (Schneemann 1943, Abb. 9) ab.
Der Gebäudegrundriß gliedert sich in drei parallele Achsen, wobei der mittleren der Repräsentationsbereich mit Vestibül und Gartensaal zugeordnet ist. Die Bedeutung dieses Bauteils spiegelt auch der Aufriß wider, indem beide Räume vor den Baukörper gezogen sind. Dabei wird die Mittelachsenausrichtung durch den Viersäulenportikus unterstrichen, der kanalseitig dem Bau vorgestellt ist. Zwar geht das Motiv des Säulenportikus auf die palladianische Villenarchitektur zurück, die Grundrißstruktur bleibt mit ihrer achsensymetrischen Ausrichtung jedoch den Prinzipien französischer Wohnhausarchitektur verpflichtet. Charakteristika palladianischer Villen wie die um einen zentralen Hauptsaal angeordnete Raumfolge oder der durch Loggien erweiterte Eingangsraum fehlen in dem Entwurf. Der spezifische Landhauscharakter zeigt sich einerseits bei den berankten Pergolen seitlich der Vorderfront - ein Motiv, das sich in Coudrays Entwurf für ein am Hang gelegenes Landhaus (Schneemann 1943, Abb. 10) wiederfindet - und andererseits bei den laubenartigen Freiräumen neben dem hofseitigen Eingang. Den rechteckigen Hof mit zentraler Brunnenanlage umgibt weiträumig eine Boskettfläche, die an verschiedenen Stellen für Rasenrondells und Figurenstellungen halbkreisförmig eingeschnitten ist. Vorbildhaft für diesen Landhaustypus mit kleiner Gartenanlage könnten die Entwürfe von Neufforge gewesen sein, der im Rahmen seiner "Recueil" verschiedene bürgerliche Bauten mit angeschlossenen Gartenanlagen vorstellte (s. Neufforge 1757-1780, Bd. 3, S. 151 u. Bd. 5, S. 350). Die kanalseitige Geländedisposition wird dagegen in verschiedenen Akademieentwürfen thematisiert (s. u. a. Coudray, Situationsplan und Ansicht zum Wettbewerbsentwurf eines Volksgartens von 1802; Dolgner 1975, Abb. 12).
Dem Grundriß kann eine Ansicht der kanalseitigen Hauptfront (L GS 15177) und der Hoffront (L GS 15284) zugeordnet werden.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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