12.15.15.3 - Studie einer Akademie nach M.-J. Peyre, Aufriß



12.15.15.3 - Studie einer Akademie nach M.-J. Peyre, Aufriß


Inventar Nr.: L GS 15315
Bezeichnung: Studie einer Akademie nach M.-J. Peyre, Aufriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1753 - 1801), Zeichner/-in
Datierung: 1773; 1799
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau und rotbraun laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Krone über Wappenschild mit Lilie (angeschnitten)
Maße: 24,7 x 71,8 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "pieds"
Beschriftungen: unten rechts: "Dessein d'une Academie, selon invention de Mr: Peyre architec: Francais:" (Feder in Schwarz)
oben rechts: "Bl. 286." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "J:H: Wolff fecit 1773 / augmente l'an 1799" (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: "5. Thüren" (Feder in Schwarz)
verso: "Nachlaß Wolff" (Graphit)


Katalogtext:
Der Aufriß nach dem Entwurf von Marie-Joseph Peyre für ein Akademiegebäude ist ebenso wie der Grundriß L GS 15317 nicht nach den "Oeuvres d'architecture" des französischen Architekten von 1765, sondern nach einer anderen Vorlage gezeichnet. Wie bei der Grundrißdarstellung dürfte Wolff auch in diesem Fall nach einem Blatt seines Lehrers Simon Louis Du Ry gearbeitet haben, das sich jedoch nicht erhalten hat. Die laut Bezeichnung 1773 entstandene Darstellung bearbeitete Wolff im Jahr 1799 nochmals, wobei wahrscheinlich die Fassung des Vordergrunds in Anlehnung an das Stichwerk Peyres entstand.
Der Aufriß ist, anders als bei Peyres zentralperspektivischer Darstellung in der Zeichnung von 1756 (vgl. Drexler 1977, Abb. S. 113) und im Stich von 1765, als Normalriß wiedergegeben. Dem von Wolff gezeichneten Grundriß L GS 15318 entsprechend, erscheinen die Mauerzungen, die bei Peyre die konkave Kolonnade rhythmisieren, nicht. Weiterhin fehlen die charakteristischen großen Giebel der Eckpavillons und die für eine Inschrift vorgesehene Attika im Mittelbereich. Letztere wird vielmehr auch hier durch aufgestellte Figuren verdeckt und beidseitig in gleicher Höhe fortgeführt. Auch in vielen Details der Gestaltung von Baukörper und Fassaden lassen sich Abweichungen feststellen, so etwa die unterschiedlichen Fenstergrößen, -rahmungen und -zahlen an der Fassade und am zentralen Tambour. Dieser ist über dem Kranzgesims mit Festons verziert, während bei Peyre eine Abtreppung zu sehen ist.
Der gesamte Sockelbereich fällt durch seine mit dem hellgrau gefaßten Baukörper kontrastierende dunkle Farbgebung in rötlich-violetten Tönen auf. Auf diesen Teil der Zeichnung bezieht sich sicherlich der Vermerk, daß 1799 Ergänzungen vorgenommen wurden. Unter den Skulpturen und deren Postamenten ist die ursprüngliche Darstellung noch deutlich zu erkennen. Während der eher summarisch dargestellte Figurenschmuck demjenigen in Peyres Stich von 1765 folgt, weicht Wolff mit den geböschten Mauern in kräftiger Rustika vom Vorbild ab. An anderen Stellen ist er dagegen bemüht, durch Korrekturen, die mit schwarzer Tinte flüchtig in die erste Darstellung eingetragen sind, Details der Stichfassung nachzutragen. Diese nachträglichen Hinzufügungen finden sich im Bereich des mittleren Portikus, wobei zusätzlich zur zeichnerischen Ergänzung noch der Vermerk "5. Thüren" notiert ist.
Dem großformatigen und durch eine zusätzliche hellgrüne Lavierung gerahmten Blatt kommt nicht nur als Beispiel für die auf der Höhe der Zeit befindliche Architektenausbildung in Kassel bereits vor der Akademiegründung, sondern auch als indirektem weiteren Beleg für den guten Kontakt Du Rys zu seinem Pariser Studienkollegen Peyre eine besondere Bedeutung zu. Es kann somit als sicher gelten, daß Du Ry außer dem Grundriß (L GS 15317) auch einen Aufriß von Peyres Akademieentwurf angefertigt hatte und seine Schüler danach zeichnen ließ.
Das Blatt weist an den beiden Schmalseiten Schäden und Fehlstellen auf, die offenbar durch Feuer verursacht worden sind.
Stand: September 2004 [GF]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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