12.5.12.3 - Entwurf zu einem Landhaus (?), Grund- und Aufriß



12.5.12.3 - Entwurf zu einem Landhaus (?), Grund- und Aufriß


Inventar Nr.: L GS 15796
Bezeichnung: Entwurf zu einem Landhaus (?), Grund- und Aufriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1792 - 1869), Zeichner/-in
Datierung: um 1820
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: "NHEUSLER"
Maße: 22,2 x 37,6 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten mittig: "[...] aufriß" (Graphit)
oben rechts: "Bl. 320" (Feder in Rot)


Katalogtext:
Das aus dem Nachlaß Wolff stammende Blatt zeigt den unvollendeten Entwurf für ein eingeschossiges Gebäude. Der in Graphit und schwarzer Feder ausgeführte Aufriß und der diesem direkt angefügte halbierte Grundriß deuten auf einen achsensymmetrischen Bau hin. Die Erschließungsmöglichkeit auf allen vier Seiten - eine Freitreppenanlage führt jeweils auf eine vorgestellte bzw. eingestellte Säulenanordnung - läßt unwillkürlich an Palladios bekanntestes Bauprojekt, die Villa Rotonda bei Vicenza, denken. Die Gleichwertigkeit der verschiedenen Eingänge bei dem italienischen Bau wird hier jedoch durch die architektonische Betonung einer Fassade als Hauptfront aufgehoben. Statt aus übergiebelten Portikuseingängen besteht diese aus eingestellten Säulen, einem darüber anschließenden Wandfeld mit Lünettenfenster und flankierenden Rundfenstern sowie Giebelbekrönung. Die größere Höhenerstreckung, die wohl in Zusammenhang mit einer großräumigen zweigeschossigen Eingangshalle steht, unterstreicht ein Figurenprogramm aus bekrönender Einzelfigur und lagernden Figuren über den Giebelflanken. Wie Graphiteinträge verdeutlichen, war eine ähnliche Giebelbekrönung an den Seiteneingängen zumindest angedacht.
Zwar deutet sich mit dem Bautyp der "villa suburbana“ zunächst eine Verbindung mit dem italienischen Kulturraum an - ein Wort der Beschriftung am unteren Blattrand könnte als "Römisch[...]“ zu lesen sein -, der vorhandene, in der Graphitvorzeichnung verbliebene Skulpturen- und Ornamentschmuck ist jedoch das Ergebnis der Auseinandersetzung mit der französischen stilgeschichtlichen Entwicklung am Ende des 18. Jahrhunderts. Zudem könnte bei der kubusartigen Grundrißgestalt mit den vorgelagerten Treppenanlagen auch ein französischer Bau als Vorbild gewirkt haben. J.-N.-L. Durand realisierte einen derartigen Grundriß für das Landhaus von Monsieur Lermina, das in der Nähe von Lagny en Brie gebaut wurde. Im Rahmen seiner Lehrveranstaltung an der "École polytechnique“ stellte Durand den Entwurf vor und publizierte ihn 1817 anschließend in seinen "Précis“ (Durand/Legrand 1842 (1986), Taf. 31). Johann Heinrich Wolff, der für den vorliegenden Entwurf als ausführender Zeichner anzunehmen ist, könnte das Gebäude bereits während seiner Pariser Studien kennengelernt haben. Während dieser Zeit bzw. unmittelbar daran anschließend ist die Zeichnung wohl auch entstanden.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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