1.73.1 Lagepläne


Die Baugeschichte der Evangelischen Kirche, der sog. Adventskirche, beginnt mit der Erschließung von neuem Bauland westlich des Weichbilds der Stadt Kassel, die in dieser Form erst unter der preußischen Herrschaft möglich wurde. Hatte bislang der Landesherr die städtebauliche Entwicklung vorgegeben, so lag hier erstmals ein ausnahmslos von Kapitalinteressen geleitetes Stadterweiterungsprojekt vor (Demme 2006, S. 133). Auf Initiative des Textilfabrikanten Sigmund Aschrott entstand das sog. Hohenzollernviertel (der heutige Vordere Westen), ein zwischen den Magistralen Wilhelmshöher Allee und Kölnischer Straße gelegenes Quartier, das ein zeitgemäßes großstädtisches Wohnen ermöglichen sollte.
Nach einem umsichtigen Landaufkauf in den Gemarkungen Wehlheiden, Wahlershausen und Kirchditmold wurde das Gebiet durch Straßen und Infrastruktur erschlossen. Auf der Grundlage eines Rechteckrasters entstand die parallel zwischen Wilhelmshöher Allee und Kölnischer Straße angelegte Hauptstraße, die damalige Hohenzollernstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße), die erstmals in dem revidierten Bebauungsplan vom 7.9.1869 zu finden ist (Denkmaltopographie 2005/3, S. 119). Durch ein in Nord-Süd-Richtung verlaufendes Straßensystem wurden Verbindungen geschaffen, wobei aus Kostengründen vorhandene, nicht parallel verlaufende Wege beibehalten wurden (Denkmaltopographie 2005/3, S. 122).
Von Beginn an plante Aschrott eine gehobene Wohngegend, Industrie und Gewerbe sollten - von Ausnahmen abgesehen - ausgeschlossen bleiben. Durch die Ansiedlung öffentlicher Einrichtungen (Behörden, Schulen, Krankenhäuser) hoffte er die Attraktivität des Viertels zu erhöhen, da die von ihm nicht selbst durchgeführte Bebauung zunächst schleppend vor sich ging (Demme 2006, S. 136). Teil dieser Strategie war die Schenkung von Bauland, durch die die Errichtung von Kirchenbauten gefördert wurde. Ein sichtbares Ergebnis war der Bau der sog. Adventskirche.

Stand: August 2007 [MH]




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