1.84.5 Schwaneninsel


Die sog. Schwaneninsel, die kleine Insel im "Großen Bassin" in der Karlsaue, war in ihrer Rosettenform von Anfang an Bestandteil der barocken Gartengestaltung. Hier soll anfangs ein Modell des Herkules gestanden haben (Holtmeyer 1923, S. 360f.). Nach der Umgestaltung um 1775 erhob sich im Zentrum ein kleiner Pavillon bzw. Gartentempel. Dieses hölzerne Bauwerk wurde 1782/83 auf einen Platz im Baumgarten am Küchengraben versetzt (StAM Best. 53f, Nr. 107; vgl. die Abb. in Rohde 2004, Abb. 25). Offensichtlich wurde aber schon sehr bald auf der Insel ein neuer Pavillon errichtet. Apell schildert die örtliche Situation 1805 wie folgt: "Beynahe in der Mitte das Bassins, doch nur nach dem oberen Theile zu ist eine schöne, mit Rasen bewachsene Insel, auf deren mittelster Erhebung ein offenes Lusthaus in Form eines antiken Tempels steht" (Apell 1805, S. 387). Das Aussehen dieses Tempels zeigt die Zeichnung Marb. Dep. 112.
Im Dezember 1832 vermerkt Julius Eugen Ruhl den schlechten Zustand des Gebäudes in einem Bericht an das Ministerium des Innern und legt einen ersten Kostenvoranschlag zur Renovierung des Gebäudes vor (StAM Best. 300 A 43, Nr. 8 Vol. 1). Wenig später dringt das Oberhofmarschallamt darauf, "daß der schadhaft gewordene Tempel auf der Insel des Auebassins wiederhergestellt, gleichzeitig hiermit aber auch eine Umwandlung der denselben umgebenden Pflanzung vorgenommen werden dürfe" (Brief vom 3.1.1833, StAM Best. 300 A 43, Nr. 8 Vol. 1, fol. 97). Die bisherige Pflanzung bestand hauptsächlich aus Tannen, "welche die Aussicht der Insel großentheils versperren und derselben ein ungefälliges Aussehen geben" (StAM Best. 300 A 43, Nr. 8 Vol. 1, fol. 98). Die Finanzierung des Projekts sollte durch die Abholzung der Bäume und durch die Arbeit von "Stockhausgefangenen" ermöglicht werden. Wilhelm Hentze fertigte daraufhin einen Plan für die Umgestaltung der Bepflanzung (Marb. Dep. 111; vgl. Gröschel 2000, S. 23f.; Rohde 2004, S. 83f.), der umgehend in die Tat umgesetzt wurde.
Bereits im Februar legt Julius Eugen Ruhl zwei Entwürfe für den Tempel vor, deren erster die Wiederherstellung des Baues mit einem festen Fußboden und Glastüren vorschlägt, während der zweite, "da jedoch durch Abholzung der Insel der Tempel nunmehr sehr in das Auge fällt", darüber hinaus eine Vergrößerung mit vier vorgelegten Portalen vorsieht (vgl. Holtmeyer 1923, Taf. 237,1-3). Nach diesem zweiten Entwurf entstand nun ein vergrößerter Gartentempel mit vier Portiken (vgl. L GS 12064), der in dieser Form noch heute existiert. Im folgenden April verfaßte Ruhl zudem einen weiteren Plan und Kostenvoranschlag für den "allergnädigst befohlenen Anbau eines kleinen Cabinets an dem Tempel auf der Insel des Bassins in der Carlsaue", wobei er erläutert, daß dieser Anbau "in Form eines Zeltes" gewünscht sei. Die Entwürfe für dieses Pavillonzelt liegen vermutlich in L GS 12065 und L GS 12066 vor, die ursprünglich auf einem Blatt vereint waren. Der Kurprinz verzichtete allerdings aus finanziellen Gründen auf den Anbau, vielmehr entwarf Ruhl einen Sonnenschirm "welcher auf dem freyen Platz der Insel des großen Bassins […] aufgestellt werden soll" (Brief vom 5.5.1833, StAM Best. 300 A 43, Nr. 8 Vol. 1, fol. 224). Dieser wurde tatsächlich fest installiert und mußte in den folgenden Jahren mehrfach wiederhergestellt werden.

Stand: August 2007 [UH]




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