2.3.3 Zweites Idealprojekt

Unmittelbar nach seinem Regierungsantritt plante Wilhelm IX., das Jagdschloß aus der Zeit von Moritz dem Gelehrten zu ersetzen. Anfangs wollte er eine Burg errichten, in der er auch beigesetzt werden wollte (Dittscheid 1987, S. 14 u. 85). Vermutlich gab er auf Anraten des Kasseler Baudirektors Simon Louis Du Ry diese Vorstellungen auf. Planungen, das alte Jagdschloß lediglich einheitlich zu verkleiden, wurden ebenfalls nicht realisiert. 1786 wünschte der Landgraf, einen Neubau als bewohnbare Ruine zu errichten, wofür zwei unterschiedliche Entwürfe von Du Ry überliefert sind (eine Zeichnung ist heute verloren, Dittscheid 1987, S. 89f., 328, Nr. 46, Abb. 145; die andere in Potsdam, SPSG, Plankammer, Bestand Kassel VI, Nr. 43/44; Dittscheid 1987, S. 89f., 328, Nr. 47, Abb. 155). Am 3. Juni 1786 erfolgte die Grundsteinlegung. Zunächst wurde nur ein Flügel des alten Jagdschlosses abgerissen. Bevor die Bauarbeiten am Weißenstein in ein entscheidendes Stadium getreten waren, entwarf Jussow für das Schloß einen Alternativvorschlag. Dieser war im Gegensatz zu seinem ersten Idealprojekt bewußt in realisierbaren Dimensionen gehalten.
Die folgenden Texte zum Schloß Weißenstein orientieren sich eng an den grundlegenden Publikationen von Hans-Christoph Dittscheid. Berichtigungen, Ergänzungen und neue Erkenntnisse wurden eingefügt. Aufgelistet und besprochen werden nur die Zeichnungen, die mit Jussow in Zusammenhang stehen. Bezüglich der von Du Ry gezeichneten Entwürfe, die sich nicht im Nachlaß Jussows befanden, sondern der landgräflichen Sammlung einverleibt wurden, sei auf den Katalogteil bei Dittscheid 1987, S. 327-345 verwiesen. Außerdem werden im folgenden nicht sämtliche von Jussows Baubüro angefertigten Risse erwähnt und nicht alle Beschriftungen der Zeichnungen wiedergegeben. Die Datierungen beziehen sich auf die Entstehung der Zeichnung. Andauernde oder spätere Bearbeitungen sind dagegen im Text vermerkt.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [FCS]