2.3.24 Verbindungsbauten unter Kurfürst Wilhelm II.


Die Idee, die drei Schloßgebäude durch geschwungene, eingeschossige Gänge zu verbinden, war bereits Teil der Konzeption von Heinrich Christoph Jussow (s. GS 9560). Mit Durchfahrten versehen wurden diese im Jahr 1798 auch erbaut (Holtmeyer 1913, S. LXXXI-LXXXIII; Dittscheid 1987, S. 145; Katalog Kassel 1999/1, S. 140). Die Dreiteiligkeit der Anlage blieb so im wesentlichen erhalten, und der Blick aus der Stadt in die ausgedehnte Parklandschaft war weiterhin gewährleistet (vgl. den Einleitungstext “Verbindungsbauten: Entwürfe“).
Zur Zeit der 'westphälischen' Herrschaft wurde der nördliche Verbindungsgang dann als Vollgeschoß ausgeführt (s. Apell 1821, S. XII u. S. XIX, die Lage ist hier mißverständlich als östlich bezeichnet; Engelhard 1842, S. 162f.; Hübner 1927, S. 20f.). Nach seiner Rückkehr aus dem Exil ließ Wilhelm I. den südlichen Verbindungsbau in entsprechender Weise erweitern. Erst unter der Regentschaft von Wilhelm II. erfolgte im Jahr 1829 die Aufstockung beider Verbindungsbauten in der heutigen Form (Holtmeyer 1910, S. 318; Hübner 1927, S. 21; Heidelbach 1909, S. 325f.).
In einem Kostenverzeichnis "über die allerhöchst intendierte Verbindung des Corps de Logis mit den beiden Flügeln des Schlosses Wilhelmshöhe" führt der mit der Bauplanung beauftragte Oberhofbaumeister Johann Conrad Bromeis die einzelnen Maßnahmen auf:
"Jeder dieser Verbindungs-Bauten soll nach der allerhöchsten Intension vom Grunde aus massiv erbauet und ohne das Souterrain drey Stockwerke hoch werden. Der Bau zwischen Corps de Logis und 1tem Flügel soll nach der Südostseite drey heizbare Zimmer jedes zu zwei Fenster und ein dergleichen mit drey Fenstern, so wie ein hinter den Zimmern durchlaufender 4 Fuß breiter Corridor enthalten. Die Tiefe des erwähnten Zimmers soll 24 Fuß und die Höhe desselben denen der betreffenden piecen im Corps de Logis, gleich seyn. Die Beletage und 2te Etage sollen gleichmäßige Eintheilungen erhalten. Auch sollen zwei spiralförmige Treppen, von zirka 6 Fuß Durchmesser, die eine welche zum Corps de Logis und die andere am 1sten Schloßflügel angebracht werden [...].
Die Außenseite der Umfaßungsmauern soll mit Balhornwalder Sandstein-Grunde verkleidet und die übrige Dicke der Mauern von Lehmbacksteinen, die inneren Wände aber von Holz mit gemauerten Gefache, konstruiert werden. Auch soll das Material von den bereits bestehenden VerbindungsGallerien employirt werden. Der 2te Bau zwischen dem Corps de Logis und dem 2ten Flügel soll im Rez de Chaussée zu Officien und namentlich für die Conditorey eingerichtet werden und die vier heizbare Piecen nebst einen auf der Nordostseite herlaufenden Corridor enthalten die Zimmer [...]. Die Bel und 2te Etage, sollen jede vier heizbare Piecen wovon drey jede mit zwey Fenstern und eine mit drey Fenstern versehen seyn soll" (StAM, Best. 7b 1, Nr. 352, Acta die Verbindungen des Corps de Logis mit den beiden Schloss-Flügeln zu Wilhelmshöhe betr., 1829, 6.5.1829).
Der Kostenauflistung zufolge sollten für den Neubau des südlichen Verbindungsbaus lagerhaft gearbeitete Tuffsteine am Mauerwerk der Terrassen auf 50,40 m Länge, 4,76 m Höhe und 0,84 m Dicke hochgezogen und mit Balhornwalder Sandstein verkleidet werden. Für das darüber liegende Mauerwerk, konkret der Beletage und des zweiten Obergeschosses, waren Lehmsteine mit einer entsprechenden Sandsteinverkleidung geplant. Zur Erschließung des südlichen Verbindungsbaus wurden zwei "zirkelrunde Treppenhäuser" konstruiert, wobei das erste "an der Rundung des 1ten Schloßflügels und zwar vom Souterrain bis zur oberen Etage" und das zweite "am Corps de Logis, vom Erdgeschoß bis zur 2ten Etage" führen sollte (StAM, Best. 7b 1, Nr. 352, 6.5.1829).
Das umfangreiche Konvolut besteht im wesentlichen aus Bauaufnahmen, die der mit der Bauleitung beauftragte Hofbaukondukteur Heinrich Ludwig Regenbogen anfertigte (StAM, Best. 7b 1, Nr. 352, 17.5.1829).

Stand: August 2007 [MH]




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