3.7.2 Fürstenhaus


Mit der Grundsteinlegung des Fürstenhauses am 23. August 1829 begannen die Arbeiten am letzten Gebäude des neuen Hofes in Beberbeck. Wie der Plan der Gesamtanlage zeigt, war die Grundrißgestalt des Baus bereits 1826 weitgehend festgelegt. Der gegenüber dem Beamtenhaus gelegene Bau, der nach einer Anweisung des Kurfürsten Wilhelm II. dessen Höhe nicht überschreiten sollte (Bidlingmaier 1991, S. 42; StAM Best. 7b 1, Nr. 686, 16. März u. 23. April 1829, zit. nach Renner 2003, S. 40), schließt die Anlage nach Norden hin ab. Am Endpunkt dieser axialen Ausrichtung wird durch das Fürstenhaus ein besonderer Akzent gesetzt. Oberhofbaumeister Johann Conrad Bromeis entwarf einen dreigeschossigen Bau zu elf Achsen, dem sich zweigeschossige, siebenachsige Flügel für die Nebenräume und Stallungen anschließen. Typologisch steht das Gebäude in der Tradition der in der französischen Palastbaukunst entwickelten Bauform des gestalterisch herausragenden Corps de Logis, dem sich Seitenflügel in Geschoßhöhe und Fassadenstruktur unterordnen.
Die Hofansicht des Fürstenhauses prägen ein dreiachsiger, von korinthischen Pilastern gegliederter Mittelrisalit mit bekrönendem Dreiecksgiebel und die diesem vorgelagerte zweiarmige Freitreppe. Auf der Gartenseite wird die Mittelachse durch einen halbkreisförmig vorspringenden, überkuppelten Rundbau betont, den korinthische Doppelpilaster strukturieren. Auch hier ist dem Bau eine Freitreppe vorgesetzt, die den direkten Zugang in den Gartensaal ermöglicht.
Die meisten Entwürfe sind nach den Angaben von Bromeis, auf dessen konzeptionelle Urheberschaft durch einen Vermerk oft auch hingewiesen wird, von dem Baukondukteur Johann Carl Ruhl angefertigt worden.
Im Jahr 1830 wurde mit dem Innenausbau des Fürstenhauses Beberbeck begonnen. Die Abdankung des Kurfürsten im Jahr 1831 verhinderte jedoch die Realisierung der Pläne. Unter Friedrich Wilhelm I. wurden, da der Hofbauetat extrem gekürzt worden war, die Bauarbeiten nur in eingeschränktem Umfang fortgesetzt. Mit dem Beginn der Regentschaft von Friedrich Wilhelm fand ein Wechsel in der Bauleitung statt. Im September 1831 erhielt Julius Eugen Ruhl das Amt des Oberhofbaumeisters und Bromeis wurde in den Verwaltungsapparat der Oberbaudirektion versetzt. Eine Beschreibung von Johann Carl Ruhl vom 27.07.1831 gibt Auskunft über den Stand der unvollendeten Innendekoration. Nur der Kuppelsaal und das Treppenhaus im Mittelbau konnten bis zu diesem Termin fertiggestellt werden. Ein umfangreiches Konvolut an Entwurfszeichnungen kann jedoch einen Eindruck von dem geplanten Projekt geben (StAM Best. 7b 1, Nr. 700; Bidlingmaier 1991, S. 43f.; Renner 2003, S. 22 u. 44-48).
Als ausführende Kräfte waren der Bildhauer und Stukkateur Heinrich Ludwig Müller (1806-1880) sowie der Dekorationsmaler Carl Gregor Adolf Greineisen (1753-1857) am Innenausbau beteiligt (Bidlingmaier 2000, S. 104 u. 108; Renner 2003, S. 20).

Stand: September 2004, überarbeitet August 2007 [MH]




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