11.6.4.2 - Entwurf zu einem viergeschossigen Wohnhaus, Aufriß

Katalogtext:
Das streng gegliederte neunachsige Gebäude besitzt drei Vollgeschosse sowie ein belvedereartiges Dachgeschoß über den mittleren fünf Fensterachsen. Die geschlossene Front des Erdgeschosses mit kleinen Rechteckfenstern in Fugenrustika wird in den oberen Etagen durch große Rundbogenfenster aufgelockert. Die freigelassenen Fassadenpartien im Bereich des Portals im Erdgeschoß könnten im Zusammenhang mit der Planung von Konsolen für einen Balkon stehen.
Die starke Horizontaltendenz, die in den durchlaufenden glatten Friesen zum Ausdruck kommt, wird durch die Doppelsäulenstellungen in den beiden oberen Geschossen abgeschwächt. Gleichzeitig geben diese an Loggien gemahnenden Säulenstellungen den beiden oberen Geschossen eine größere 'italienische' Leichtigkeit. An Italien erinnert auch das im Aufriß nicht sichtbare (Flach?)dach, das Engelhard bevorzugte: "Am vorteilhaftesten für die äußere Erscheinung des Gebäudes ist es ohne Zweifel, wenn man gar kein Dach sieht, und dieses ist selbst ohne Plattform recht wohl möglich, wenn man Kniestockwerke mit flachen Dächern anbringt und den Fall der Dächer nach Innen leitet" (Engelhard 1849, S. 112).
Die gleichförmige Fassadenordnung mit der Superposition verschiedener Fenstertypen war auch Engelhards Entwurf für ein großes Wohnhaus am Friedrichsplatz (GS 16739) zu eigen, der aufgrund des verwendeten Papiers mit einem Wasserzeichen von 1830 etwas früher zu datieren ist als das vorliegende Blatt mit Wasserzeichen "J WHATMAN / 1832". Dasselbe Wasserzeichen weist auch die Entwurfsskizze für ein siebenachsiges Gebäude auf (GS 16741), die in ihrer Fassadengliederung und mit dem Belvedere über den mittleren Fensterachsen ein ähnliches Thema behandelt.
Stand: Mai 2005 [UH]