8.26.1.2 - Entwurf zu einer "Villa Tusci" nach Plinius, Grundriß

Katalogtext:
Der auf einem Papier mit einem Wasserzeichen von 1818 ("MAGNAY PICKERING & CO / LONDON / 1818") angelegte Grundriß präsentiert einen Rekonstruktionsversuch zur römischen Villa "Tusci" nach dem Text von Plinius d. J. Kennzeichnend ist der in Feder nachgezeichnete zentrale, querrechteckige Baukörper mit vier kleinen, längsrechteckigen Annexen an den Ecken. In Graphit sind die Säulengänge an Vorder- und Rückseite sowie Details der Inneneinrichtung eingefügt. Diese Grundform erinnert an den bekannten Entwurf von Fèlibien ("Le plans et les descriptions de deux des plus belles maisons de campagne de Pline le consul", Paris 1699, Pag. 60; vgl. Du Prey 1994, Abb. 53), der an den europäischen Kunstakademien zu Anfang des 19. Jahrhunderts vielfach rezipiert wurde. Wie in diesem Rekonstruktionsversuch liegt hinter der Säulenhalle ein rechteckiger Innenhof ("areola" bei Plinius) mit zentralem Brunnen und vier Bäumen, von dem aus man Zugang zu allen umliegenden Räumen hat. Drei zweiläufige Treppen und eine weitere einläufige belegen die Doppelstöckigkeit der Anlage. Die Raumfunktionen lassen sich nur schwer erschließen. Bei den beiden nebeneinanderliegenden Räumen mit rechteckigen Einlassungen, die an den Ecken Stufen aufweisen, handelt es sich wohl um die im Text beschriebenen Bäder (vgl. Fischer 1962, S. 34), die für eine römische Villa obligatorisch waren. Die Hanglage der Gebäude, die nach der Beschreibung des römischen Dichters angenommen werden muß, wird hier ebensowenig wie in Fèlibiens Entwurf berücksichtigt.
Stand: Mai 2005 [UH]