1.84.3.4 - Kassel, Karlsaue, Orangerie, Bauaufnahme und Umbauentwurf, Grundriß und Schnitt



1.84.3.4 - Kassel, Karlsaue, Orangerie, Bauaufnahme und Umbauentwurf, Grundriß und Schnitt


Inventar Nr.: GS 6008
Bezeichnung: Kassel, Karlsaue, Orangerie, Bauaufnahme und Umbauentwurf, Grundriß und Schnitt
Künstler: Auguste Henri Victor Grandjean de Montigny (1776 - 1850), Architekt/-in
Datierung: 1811
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Grau, hellgrau und hellrot laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 50,5 x 96,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: in der Darstellung: Benennung der Geschosse (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die 1703-1710 von Landgraf Karl in der Karlsaue erbaute Orangerie diente sowohl der winterlichen Aufbewahrung witterungsempfindlicher Pflanzen wie dem höfischen Leben (Holtmeyer 1923, S. 332-339; Kalbfuss 1972, S. 22; Biehn o. J., S. 2f.). Die Eckpavillons wurden als Wohnungen des Fürstenpaares, der Apollosaal im Obergeschoß des Mittelpavillons als Speisesaal genutzt. In den beiden langen Zwischenflügeln fanden Dejeuners, Bälle und Konzerte statt.
An die Nutzung als Veranstaltungsort für Feste knüpfte König Jérôme an, nachdem sich die Räumlichkeiten als unzweckmäßig für die Zusammenkünfte der Ständeversammlung gezeigt hatten. Die Deputierten hatten sich hier im Januar und Juli 1808 im Zusammenhang mit der Konstituierung des Königreichs Westphalen getroffen. Ihren künftigen Sitzungsort, das zum Ständehaus bestimmte Museum Fridericianum, baute der "premier architecte du Roi", Grandjean de Montigny, zu diesem Zweck 1808-1810 um.
Grandjean de Montigny kommt aufgrund seiner Position als Verfasser der Pläne zur Umgestaltung der Orangerie in Frage. Die im Grundriß GS 6007 dargestellten reichen Dekorationen der Decken und Fußböden im Stil von Percier und Fontaine sind denen im Museum Fridericianum verwandt (Holtmeyer 1923, S. 553-556, Taf. 340 u. 342).
Im Nachlaß Jussows ist ein von Grandjean de Montigny aufgestellter und unterzeichneter Kostenvoranschlag vom 11. März 1811 erhalten, der sich auf geplante Arbeiten in den "Galeries de l'Orangerie [...] pour y donner des fêtes" bezieht (mhk, Graphische Sammlung, Nachlaß Jussow).
Über den Verlauf der Arbeiten, die sich bis 1812 hinzogen, geben Akten im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Auskunft (GStA PK, V. HA Königreich Westfalen, Rep. 18 II A Nr. 5). Gegenüber den Plänen wurden sie offenbar nur in reduzierter Form verwirklicht.
In den Baubestand, der auch die dreistöckigen Eckpavillons des Gebäudes erfaßt, sind die geplanten Umbauten eingezeichnet und durch rote Lavierung kenntlich gemacht. Die für den Umbau wichtigen Bereiche sind zusätzlich in einer Schnittdarstellung hinzugefügt. Die Veränderungen bezogen sich auf den westlichen Flügel und den Mittelpavillon; der östliche Flügel sollte seine barocke Wandgliederung mit einer Abfolge von Nischen behalten.
Für den Mittelpavillon, dessen breite Durchgänge verkleinert werden sollten, waren im Erdgeschoß zwei halbkreisförmige Säulenstellungen vorgesehen. Hinter der nördlichen führten zwei Treppenläufe in den Apollosaal. Da in dem Kostenvoranschlag Grandjean de Montignys für einen "Salon du Roi" 16 Säulen genannt sind, könnte dem Mittelbau diese Funktion zugedacht gewesen sein. Der Entwurf für den Fußboden GS 6007 sieht als zentrales Motiv dieses Raumes die verschlungenen Initialen "J N" vor.
Freistehende Säulen wurden auch im Ostflügel zur Umgestaltung der beiden Schmalseiten sowie bei der Schaffung eines rechteckigen Anbaus an der Nordseite verwendet. In Verbindung mit zusätzlichen Nischen und Wandvorlagen entstand so eine Dreiteilung des langgestreckten Saales.
Bei der Statue mit Schild und Lanze, die an der im Schnitt gezeigten Schmalseite des Raumes erscheint, könnte es sich um eine der in den Sälen aufgestellten "kolossalen Bildsäulen römischer Kaiser" handeln, die in der Orangerie aufgestellt waren (Apell 1805, S. 379).

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [GF]


Literatur:
Katalog Kassel 1999/CD-Rom

Siehe auch:


  1. GS 6010: Kassel, Karlsaue, Orangerie, Bauaufnahme der Wandgliederung, Aufriß und Schnitt


Letzte Aktualisierung: 20.09.2017



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