2.3.2.4 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Entwurf zum ersten Idealprojekt und verschiedene Skizzen zu anderen Projekten, perspektivische Ansicht von Osten



2.3.2.4 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Entwurf zum ersten Idealprojekt und verschiedene Skizzen zu anderen Projekten, perspektivische Ansicht von Osten


Inventar Nr.: GS 6072
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Entwurf zum ersten Idealprojekt und verschiedene Skizzen zu anderen Projekten, perspektivische Ansicht von Osten
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Architekt/-in
Datierung: 1786
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 41 x 52 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen:


Katalogtext:
Die Zeichnung der Ansicht des Schloßentwurfs zeigt im Hintergrund den Karlsberg mit dem Herkules-Monument. Jussow berücksichtigte bei seinen Planungen zu dem Projekt den landschaftlichen Kontext und den Park. Dieser wäre durch die Kolonnaden und den Triumphbogen sichtbar geblieben. Der Obelisk und der Triumphbogen gaben dem Entwurf seine Ausrichtung auf Guernieros Oktogon. In der Zeichnung entsteht so ein imaginäres Dreieck zwischen den Kuppeln und dem Herkules-Monument. Jussow zeichnete unterhalb des Oktogons zwei Rampen ein, die wie die Rampen vor dem Schloß im Grundriß kreisrund sind; später löschte er sie wieder. Sie leiten sich von Guernieros Architektur um das Riesenkopfbecken unterhalb des Oktogons her. Guerniero beabsichtigte, vor dem von ihm projektierten italienischen Palazzo, der das alte Jagdschloß ersetzen sollte, eine halbkreisförmige Treppe zu bauen, wie es die "Delineatio montis" dokumentiert. Jussows Rampenanlage vor dem Schloß bezieht sich somit nicht nur auf die Projekte De Waillys, sondern auch auf die gebauten oder nur Entwurf gebliebenen Treppen Guernieros.
In Jussows Zeichnung ist das Papier im Bereich der mittleren Rampe vor dem Schloß durch intensives Radieren sehr aufgerauht; dennoch ist die Skizze einer gemauerten Öffnung auszumachen, aus der Wasser über Felsen hinab in das zentrale Bassin stürzt. An De Wailly erinnern außer der monumentalen Rampenanlage auch die Kuppeln auf den Eckpavillons, die De Waillys zentrale Kuppel paraphrasieren. Die auf dem Triumphbogen plazierten Trophäen tilgte Jussow in einem späteren Stadium. Für den Anfang der Rampenanlage entwarf er Torhäuser mit kleinen Kuppeln, die mit denen der Eckpavillons korrespondieren.
Unterhalb der Zeichnung befinden sich Skizzen, etwa zum Grundriß eines Längsflügels und eine Variante zu den Torhäuschen.
Oberhalb des Aufrisses skizzierte Jussow einen vermutlich dorischen Tempel auf getrepptem Unterbau, in den ein rundbogiges Tor führt. Für derartige Podiumstempel waren weniger antike Vorbilder, wie etwa das Clitumnus-Heiligtum in der Nähe Ternis vorbildlich, als vielmehr Entwürfe der Revolutionsarchitektur (vgl. den Entwurf zu einem Tempel als Monument Friedrichs des Großen von Friedrich Gilly aus dem Jahre 1797; Simson 1976; Katalog Potsdam 1997, S. 117). Die Zeichnungen unterhalb der Tempelfront zeigen Grund- und Aufrisse der Tempelanlage.
Eine weitere schematische Aufrißskizze zeigt vermutlich partiell einen der Flügel von Jussows idealem Schloßprojekt mit hervorgehobenem Mittelrisalit und betonten Eckpavillons. Es muß sich bei der summarischen und wenig aussagekräftigen Skizze nicht unbedingt um den Aufriß der Nordseite von De Waillys zweitem Projekt handeln (so Dittscheid 1987; vgl. Potsdam, SPSG, Plankammer, Bestand Kassel XIII, Bl. Nr. 20, Inv. Nr. 5433 [Dittscheid 1987, S. 46, 323, Nr. 20, Abb. 38 oben]).

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [FCS]


Literatur:
Katalog Kassel 1958, S. 6f., Nr. 4 (mit Abb. [um 1785]); Reuther 1959, S. 50; Bangert 1969, S. 82; Dittscheid 1987, S. 69, 71, 76, 327, Nr. 41, Abb. 99 (1784/85); Dorn 1997, S. 101; Katalog Kassel 1999/CD-Rom; Katalog Kassel 1999/1, S. 124, Kat.Nr. 16


Letzte Aktualisierung: 22.12.2020



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