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11.13.3.1 - Entwurf zu einem ovalen Treppenhaus, Grundriß und Schnitt



11.13.3.1 - Entwurf zu einem ovalen Treppenhaus, Grundriß und Schnitt


Inventar Nr.: GS 6293
Bezeichnung: Entwurf zu einem ovalen Treppenhaus, Grundriß und Schnitt
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Zeichner/-in
Datierung: 1783-1785
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Grauschwarz, grau und rosa laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 31,4 x 22,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen:


Katalogtext:
Diese sorgfältig ausgeführte und gerahmte Zeichnung zeigt eine freitragende Treppe im Ausschnitt eines runden Gebäudes mit einer mächtigen Arkade, die zwei Stockwerke überspannt. Die ovale Grundform des Baues beinhaltet eine besondere Treppenführung, wobei im regelmäßigen Wechsel auf einen Treppenarm im Zentrum ein Podest folgt, das in zwei gewendelte äußere Treppenarme überleitet. Dabei entstehen zwei kleine querovale Treppenaugen.
Ovale Treppen hatte bereits Palladio häufiger in seinen Villenentwürfen eingesetzt (vgl. die Villa Pisani in Montagnana und die Villa Cornaro in Piombino; Boucher 1994, Abb. 245, 246). Auch im Barock erfreuten sie sich großer Beliebtheit. Jussows Lehrer Charles De Wailly verwandte eine vergleichbare Treppenkonstruktion 1774 für eine ovale Treppe im "Maison de Voltaire" (vgl. Katalog Paris 1979, S. 45, Abb. VI), deren Kunstfertigkeit und Leichtigkeit von den Zeitgenossen sehr gelobt wurde. An Jussows Entwurf überrascht die Höhe des doppelstöckigen Treppenhauses, das von massiven, merkwürdig gewölbten Mauerpfeilern eingefaßt ist. Diese Besonderheiten stellen einen engen Zusammenhang her zu der von Le Camus de Mézières 1763 bis 1767 erbauten aufsehenerregnden "Halle au Blè", einer runden Getreidehalle in Paris, die ebenfalls zwei ovale Treppenhäuser aufweist und wegen ihrer kühnen Eleganz allgemein bewundert wurde. Ein Vergleich der Querschnitte belegt, daß Jussow in seiner Zeichnung die entsprechnede Treppenkonstruktion am westlichen Eingang wiedergibt beziehungsweise leicht variiert.
In diesem Entwurf manifestiert sich Jussows sorgfältiges Studium der Architektur in Paris, was auch durch verschiedene Grundrißkopien älterer und zeitgenössischer Gebäude von architektonischer Bedeutung dokumentiert ist. Das Blatt ist somit in seine französische Studienzeit zwischen 1783 und 1785 zu datieren.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999 [UH]


Literatur:
Katalog Kassel 1999/CD-Rom; Katalog Kassel 1999/1, S. 104, Kat.Nr. 4


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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