12.4.3.11 - Entwurf zweier Pyramiden und eines Obelisken, Aufriß

Katalogtext:
Die kleine, farblich sehr reizvolle Zeichnung versammelt Motive, die Jussow auch einzeln auf separaten Blättern ausführte. Auf einer Terrasse erhebt sich eine Pyramide, die von zwei Obelisken mit Figurenschmuck und Treppen flankiert wird. Eine zweite, kleinere Pyramide mit skulpturengeschmücktem Eingang ist genau vor ihrem größeren Pendant plaziert. Durch die Pinien und Zypressen evoziert Jussow ein mediterranes Ambiente, ohne direkt auf Ägypten anspielen zu wollen, sonst wären die mit dem Land am Nil ikonographisch verknüpften Palmen unvermeidlich gewesen. Vermutlich wird das Gebäude eine sepulkrale Funktion gehabt haben.
Die Zeichnung entstand vermutlich in Rom, obwohl eine mögliche Entstehung während Jussows Pariser Zeit nicht gänzlich auszuschließen ist (zur Beliebtheit altägyptischer Kunst: Katalog Wien 1994; Curran 1996). Inspirierend wirkte die Cestiuspyramide. In den Obelisken ist ein Reflex auf die bauliche Situation bei der Pyramide zu erkennen. Alexander VII. ließ dort 1663 nach einer Ausgrabungskampange an der Westseite zwei der ursprünglich vier Säulen aufstellen, die in der Antike die Ecken der Pyramide akzentuiert hatten. In der Folge war die Kombination von Obelisken und Pyramiden in Werken der bildenden Kunst keine Seltenheit und findet sich beispielsweise bei Giovanni Paolo Pannini, Hubert Robert, Étienne-Louis Boullée (Katalog Wien 1994, Nr. 22, 23, 54) oder anderen Revolutionsarchitekten.
Die Blätter GS 6296, GS 6298 und GS 6299 gehörten ehemals zu einer einzigen Zeichnung. Das Motiv dieser Zeichnung gibt GS 6297 mit geringfügigen Modifikationen verkleinert wieder.