1.62.1.1 - Kassel, "Prinzenhaus" (Geheimes Kanzleigebäude), Bauaufnahme der Fassade, Aufriß



1.62.1.1 - Kassel, "Prinzenhaus" (Geheimes Kanzleigebäude), Bauaufnahme der Fassade, Aufriß


Inventar Nr.: L GS 12458
Bezeichnung: Kassel, "Prinzenhaus" (Geheimes Kanzleigebäude), Bauaufnahme der Fassade, Aufriß
Künstler: unbekannt
Datierung: 1770-1800
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz und Braun, koloriert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "D & C BLAUW"
Maße: 33,3 x 47,4 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fuß"
Beschriftungen: verso: "Prinzenhaus in Cassel (Königsstr. gegenüber d. Palais) / um 1770 von S. L. du Ry erbaut / f. Reg. Rat Robert / Königsstr. 45" (Graphit)
verso: "Lotto Gebäude" (Graphit)


Katalogtext:
Der Aufriß zeigt eines der repräsentativen Häuser in der Königsstraße, die nach der Niederlegung der Festungswerke zur Verbindung der Oberneustadt und der Altstadt angelegt und in den Jahren um 1770 bebaut wurde (Holtmeyer 1923, S. 51, 101 u. 694f.; Boehlke 1958, S. 86-91; Katalog Kassel 1979, S. 209f., Nr. 267, Abb. 267). 1771 erwarb Landgraf Friedrich II. das für den Regierungsrat Robert wahrscheinlich von Simon Louis Du Ry errichtete Gebäude, um dort das "Lottohôtel" unterzubringen. Nach der späteren Nutzung durch die Geheime Kanzlei und andere Regierungseinrichtungen wurde der Bau im 19. Jahrhundert Logierhaus für fremde Fürstlichkeiten und später für den nachmaligen Kaiser Wilhelm und seinen Bruder Heinrich, was zu der lange gebräuchlichen Bezeichnung "Fürstenhaus" oder "Prinzenhaus" führte. Das Bauwerk wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Die Fassade zeigt die für Du Ry charakteristischen Gestaltungsmerkmale, mit denen durch den überlegten Einsatz der Gliederungselemente ein ausgewogener Gesamteindruck erzielt wurde. Die dabei übliche Betonung der drei mittleren Achsen wurde mittels einer differenzierten Schichtung der Putzflächen und Lisenen, die Ornamentierung der Fenster und das giebelbekrönte Zwerchhaus erreicht. Rustizierung des Erdgeschosses und stichbogige Fenster in allen Geschossen hoben das Gebäude gegenüber der etwas schlichter gehaltenen Nachbarbebauung hervor.
Der in der Darstellung fehlende aufwendige Rocailleschmuck des Giebelfeldes wurde angeblich erst anläßlich der Übernahme des Hauses durch den Landgrafen angebracht, woraus auf eine Datierung der Zeichnung vor das Jahr 1771 und weiterhin eine Zuordnung in den Umkreis Du Rys geschlossen wurde. (Schuchard/Dittscheid in: Katalog Kassel 1979, S. 210; Schuchard schlägt ohne nähere Angaben Johann Heinrich Hartdegen als Zeichner vor, s. Manuskript Schuchard).
Die um sorgfältige Wiedergabe aller baulichen Details bemühte Darstellung ist auch wegen der Angaben zur Farbfassung des 18. Jahrhunderts von Interesse. Die Gliederungselemente und die Fensterrahmungen sind durch graublaue Töne von den hellen Fassadenflächen unterschieden und so in ihrer Wirkung betont. Wie ein weiterer Aufriß in der Graphischen Sammlung (GS 12455) belegt, wurde diese akzentuierende Farbgestaltung im frühen 19. Jahrhundert durch einen vereinheitlichenden Anstrich in hellgelber Farbe ersetzt.
Stand: September 2004 [GF]


Literatur:
Katalog Kassel 1947, S. 11, Nr. 11; Katalog Kassel 1952, Abb. S. 10, Verzeichnis S. 4, Nr. 70; Heidelbach 1957, Abb. S. 171; Boehlke 1958, S. 191; Katalog Kassel 1979, S. 209f., Nr. 267


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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