4.61.1.3 - Rheinfels, Festung und Umgebung, Bauaufnahme, Lageplan



4.61.1.3 - Rheinfels, Festung und Umgebung, Bauaufnahme, Lageplan


Inventar Nr.: L GS 8287
Bezeichnung: Rheinfels, Festung und Umgebung, Bauaufnahme, Lageplan
Künstler: Johann Gottfried Friedrich Wetzel (1722 - 1802), Zeichner/-in
Datierung: 1753
Geogr. Bezug: Burg Rheinfels (Sankt Goar)
Technik: Graphit, Feder in Schwarz und Rot, grau, rosa, beige und grün laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Krone über Wappenschild mit Lilie, darunter "VDL"
Maße: 65,3 x 40,5 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Rheinfelser Werck-Schuhen"
Beschriftungen: oben rschts: "GRUNDRISS / von der / Hochfürst. Hessischen Gräntz Festung / RHEINFELSS. / Wie sich selbige Anno 1753. / im Stande befunden. / mit fleiß gemessen und zu Pappier getragen / durch / Gottfried Wetzel." (Feder in Schwarz)
unten links: Benennung der Bauten und Örtlichkeiten mit den Buchstaben A bis Z und den Zahlen 1 bis 44 (Feder in Schwarz)
oben links: "14. Carvacchi" (Feder in Braun)
in der Darstellung: Benennung der Bauten und Örtlichkeiten (Feder in Schwarz)
oben rechts: "N. 9" (Feder in Schwarz)
verso: "Rheinfels" (Graphit)
verso: "N. 9." (Feder in Schwarz)
verso: "VI R", "Q" (Buntsift in Rot und Graphit)


Katalogtext:
Der Plan wurde von dem Artilleristen Johann Gottfried Wetzel angefertigt, der 1753 als Bombardier in der Festung Rheinfels Dienst tat. Aus der Beurteilung eines Vorgesetzten geht hervor, daß er bereits in dieser Zeit häufiger mit dem Zeichnen von militärischen Plänen beauftragt wurde (Has 1913, S. 767f.). Später war er auch vielfach mit Bau- und Reparaturarbeiten in der Festung beschäftigt (vgl. StAM Best. 53f, Nr. 171). Bereits 1746 hatte er eine Zeichnung der Festung Rheinfels erstellt, in der die Bauten der Kernburg aus der Vogelschau dargestellt waren (Abb. bei Sippel 1993, S. 19).
Das Blatt verbindet die detaillierte Darstellung der Festungsanlagen und der unmittelbaren Umgebung mit ihren topographischen Eigenheiten zu einem anschaulichen Gesamteindruck. Von besonderem Quellenwert sind die in allen Einzelheiten wiedergegebenen und in der Legende vermerkten Verteidigungseinrichtungen bis hin zu den Minengängen, die unter dem Glacis und an anderen Stellen verlaufen. Von den Kasematten sowie den Kellergewölben des Zeughauses in der Kernburg (F) sowie der neuen Neustädter Kaserne (36) werden die Grundrisse wiedergegeben und durch graue Lavierung kenntlich gemacht. Die oberirdischen Bauten, darunter weitere Kasernen, und die Mauern sind dagegen lediglich mit Umrissen und hellroter Flächenfarbe angegeben, die Erdwälle und das Glacis in Graugrün. Insgesamt vermittelt der Plan Wetzels einen hervorragenden Eindruck von dem größten erreichten Ausbauzustand der Festung um die Mitte des 18. Jahrhunderts (Fischer 1993, S. 3).
An mehreren Stellen wurden zu einem späteren Zeitpunkt mit Graphit Buchstaben und Erklärungen eingetragen, die sich zumindest teilweise, wie im Fall des "scharfen Eck" (R), mit den Angaben der Legende decken. Im Bereich des gedeckten Weges vor der Batterie "Speifeuer" (20) sowie an dem danebenliegenden Kavalier (21) finden sich zudem bauliche Ergänzungen. Der Plan ist demnach offensichtlich auch später noch für den Dienstgebrauch verwendet worden.
Der zeitüblich aufwendige Rocailleschmuck von Titel und Legende belegt ebenso wie die Darstellung der Festungsanlagen die zeichnerische Qualifikation Wetzels. Das Blatt erhält so über den primär militärischen Zweck einen repräsentativen Charakter und dürfte nicht zuletzt als Empfehlung an den Landesherrn in Verbindung mit der Hoffnung auf Förderung der Karriere entstanden sein. Möglicherweise war die Übergabe der Festung durch die Nebenlinie Hessen-Rotenburg-Rheinfels an Hessen-Kassel 1754 (Fischer 1993, S. 5) der Anlaß für die Anfertigung des Planes.
Der Plan gehört wahrscheinlich zu den Objekten, die dem Verein für hessische Geschichte und Landeskunde 1837 von Oberfinanzrat Carl Carvacchi aus Münster übergeben wurden (vgl. das Verzeichnis der dem Verein geschenkten Karten, Pläne und Zeichnungen, Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 1837, S. XXXIIIf., Nr. 12).
Stand: September 2004 [GF]


Literatur:
Ensgraber 1977; Rheintal 2002, S. 266


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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