1.1.3.3 - Kassel, Bauaufnahme von Garten und Lusthaus auf dem Totenberg, Lageplan
1.1.3.3 - Kassel, Bauaufnahme von Garten und Lusthaus auf dem Totenberg, Lageplan
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Inventar Nr.:
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Marb. Dep. 254,10 |
Bezeichnung:
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Kassel, Bauaufnahme von Garten und Lusthaus auf dem Totenberg, Lageplan |
Künstler:
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Heinrich Christoph Bröckel (1693 - 1773), Zeichner/-in
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Datierung:
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1737 |
Geogr. Bezug:
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Kassel |
Technik:
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Graphit, Feder in Schwarz, rosa, grau, hellbraun und grün laviert |
Träger:
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Papier |
Wasserzeichen:
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"IV" |
Maße:
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31,8 x 45,2 cm (Blattmaß)
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Maßstab:
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bezifferter Maßstab ohne Maßeinheit |
Beschriftungen:
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unten rechts: "HC Bröckel 1737. del:" (Feder in Schwarz)
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Katalogtext:
Aus den beiden Schreiben von 1737 und 1739 des Ingenieuroffiziers Heinrich Christoph Bröckel, die in dem Klebeband dieser Zeichnung beigefügt sind, geht hervor, daß die Bastion Totenberg der Kasseler Stadtbefestigung als Standort für einen Kirchenbau in Erwägung gezogen wurde. Zu diesem Zeitpunkt befand sich hier ein kleines abgegrenztes Grundstück, dessen Maße Bröckel mit 115 x 73 Fuß angibt. Die sich daraus ergebende Raumfläche von 8395 Quadratfuß für das Kirchengebäude würde, bei Einbau von zwei Emporen, Platz für 2009 Menschen bieten. Bereits in seinem ersten Bericht vom 27.4.1737 weist der Baumeister jedoch auf das Problem einer angemessenen Fundamentierung für ein "so starckes Gebaüde (sic)" hin, was "ein erschreckliches Geldt" kosten würde. Trotzdem wurde das Projekt weiter verfolgt. Im zweiten Schreiben vom 27.4.1739 legt Bröckel nochmals genaue Angaben zur Höhe der aus aufgeschütteteter Erde bestehenden Bastion sowie zu den dort befindlichen unterirdischen Gewölben vor, die einen Großbau unmöglich oder unverhältnismäßig teuer machen würden. Wahrscheinlich ist hierin der Grund für die Aufgabe dieses Standorts zu sehen.
Das Kirchenbauprojekt ist bisher aus der Literatur nicht bekannt (Holtmeyer 1923, S. 112 erwähnt davon bei der Besprechung der Bastion Hochberg/Totenberg nichts). Da das neue lutherische Gotteshaus im Graben in dieser Zeit bereits seiner Fertigstellung entgegenging, dürfte es sich bei dem genannten Bauwerk um das Projekt für eine Garnisonkirche handeln. Für diesen Bau war bereits 1731 von der Witwe des Kapitäns Gottschalk eine Stiftung erfolgt (Holtmeyer 1923, S. 215), so daß die Suche nach einem Bauplatz in den 30er Jahren denkbar erscheint.
Wie über das Kirchenprojekt ist auch über das von Bröckel untersuchte Baugrundstück nichts Näheres bekannt. So enthalten die Berichte des Architekten keinerlei Angaben über die Besitzverhältnisse. Die Aufnahme in den Klebeband mit einer Sammlung fürstlicher Gärten (vgl. den Einleitungstext "Orte in Hessen, Hanau, Gartenanlagen") spricht allerdings recht eindeutig für den Landesherrn. Gärten mit Kleinbauten auf Festungswällen waren nicht unüblich, wie in Kassel der bereits im 17. Jahrhundert auf dem großen Finkenherd nachweisbare Garten (Holtmeyer 1923, S. 114, Taf. 86,2) oder das Belvedere auf einer Kurtine der Festung Ziegenhain belegen (vgl. die Darstellung dieses Belvedere in GS 14515,18).
Die kleine Anlage befand sich am stadtseitigen Rand der Bastion und bestand aus einem längsrechteckigen Lusthaus, zwei gegenüberliegenden Pavillons und einem tiefergelegenen Gartenparterre mit Wasserbecken in der Mitte. Das neunachsige Haus, von dessen drei Räumen der mittlere über einen Kamin verfügte, nahm eine Schmalseite des Grundstücks ein. Dieses war auf drei Seiten zur Stadt hin durch Böschungen begrenzt und von einem Durchgang untertunnelt.
Der Garten auf dem Totenberg erscheint auf vielen Stadtplänen des 18. Jahrhunderts, allerdings immer wieder mit unterschiedlicher Darstellung des Gebäudebestands (vgl.auch den Stadtplan GS 14516 aus der Zeit um 1740). Noch der um 1760 entstandene Erweiterungsentwurf von de Paige und Dumont zeigt die Anlage (Holtmeyer 1923, Taf. 14), so daß anzunehmen ist, daß diese erst bei der Entfestigung Kassels nach dem Siebenjährigen Krieg verschwand. Ein früher in der Landesbibliothek befindlicher Plan Kassels von Kolzer, der um 1710 datiert wird (Holtmeyer 1923, S. XXVII u. 115, Taf. 66) und den Garten und die drei Gebäude mit einem reicher gestalteten Parterre zeigt, gehört zu den frühesten Zeugnissen für die Existenz der Anlage.
Im Hessischen Staasarchiv Marburg befindet sich eine nur in Feder ausgeführte Kopie der Kasseler Zeichnung von unbekannter Hand (StAM P II 11.643/5).
Stand: September 2004 [GF]
Literatur:
unpubliziert
Letzte Aktualisierung: 01.11.2023