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8.17.8.3 - Rom, Vatikanische Loggien, Pilasterdekor nach Raffael



8.17.8.3 - Rom, Vatikanische Loggien, Pilasterdekor nach Raffael


Inventar Nr.: Marb. Dep. 37
Bezeichnung: Rom, Vatikanische Loggien, Pilasterdekor nach Raffael
Künstler: unbekannt
Datierung: 1787
Geogr. Bezug: Rom
Technik: Graphit, koloriert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 109,2 x 10,8 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: verso: "in Rom gezeichnet / 1787." (Feder in Grau)
verso: "Rom" (Graphit)
verso: "1612 (c,14)" (Feder in Türkis)


Katalogtext:
Auf drei aneinander geklebten, schmalen Blattstreifen präsentiert ein unbekannter Zeichner dieses Ornament im Arabeskenstil, das die Malerei am Pilaster XIII in den vatikanischen Loggien abbildet, die Raffael zusammen mit Giovanni di Udine 1515 bis 1519 dekorierte (Dacos 1977, S. 261 u. Taf. XCIV). Vorbildhaft für diese Art der Malerei war die Mitte des 18. Jahrhunderts wiederentdeckte römische Groteskenmalerei, bei der Mischwesen mythologischen Ursprungs wie Sphingen, Satyrn, Greife und Meereswesen sowie menschliche Gestalten mit pflanzlichen Motiven und Architekturdetails kombiniert wurden. Die Elemente sind dabei symmetrisch um eine Mittelachse arrangiert und koloriert (Katalog Kassel 1999/1, S. 266). Es liegt ein organischer Aufbau vor, der unten zumeist mit einem Kandelabergerüst beginnt, im vorliegenden Fall jedoch von einer Vase ausgeht. Dabei wird die tragende Funktion jedoch durch die nachfolgenden Elemente ad absurdum geführt. Die Perspektive ist bewußt indifferent, da ein ständiger Wechsel von Fläche und Raum erfolgt (Katalog Bielefeld/Göttingen 1992, S. 17).
Als Motivquelle für das Anfertigen derartiger Ornamententwürfe diente den Künstlern u. a. das Stichwerk zu Raffaels Loggien von Volpato und Ottaviani, das von 1772 bis 1777 in drei Mappen erschien. Die aufwendig kolorierten Blätter in dem prominenten Stichwerk gehörten zur landgräflichen Bibliothek und waren, da sie den alten Antikensaal des Museums Fridericianum schmückten, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich (Hallo 1931/1, S. 66). Eine Notiz von unbekannter Hand auf der Rückseite dieses Blattes - "in Rom gezeichnet / 1787" - deutet jedoch auf eine Entstehung vor Ort hin. Im Vergleich mit der Bauaufnahme von Volpato wurde die gesamte Darstellung in die Länge gezogen und verbreitert, so daß zwischen den Einzelelementen größere Freiräume entstehen. Die Rahmenfelder sind anders als in Volpatos Stich bis auf das oberste rautenförmige Feld freigelassen.
Der Künstler ist unbekannt. Die Provenienz des Blattes aus dem Nachlaß von Simon Louis Du Ry bietet keinen unmittelbaren Hinweis auf eine Zuschreibung, da sich weder Simon Louis noch sein Sohn Charles Louis im Jahr 1787 in Italien aufhielten. Eventuell könnten während des Aufenthalts von Charles Louis Du Ry in Italien (1795-1798) Blätter von anderer Hand in seinen Besitz gekommen und nach seinem Tod in Rom an seinen Vater Simon Louis gelangt sein. Aus dem Nachlaß Du Ry ging das Blatt in den Besitz von Otto Gerland über, dessen Mutter eine Enkelin von Simon Louis war. Danach erhielt es das Landesamt für Denkmalpflege Hessen, von wo aus es 1980 als Depositum an die Graphische Sammlung abgegeben wurde.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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