9.4.1.1 - Rotterdam, Entwurf für einen Altar, Aufriß



9.4.1.1 - Rotterdam, Entwurf für einen Altar, Aufriß


Inventar Nr.: L GS 14995
Bezeichnung: Rotterdam, Entwurf für einen Altar, Aufriß
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 1869
Geogr. Bezug: Rotterdam
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Transparentpapier auf Karton
Wasserzeichen: -
Maße: 102,7 x 62,5 cm (Blattmaß)
Maßstab: zwei bezifferte Maßstäbe mit Maßeinheit "Fss. Rh." bzw. "Mtr."
Beschriftungen: unten rechts: "? / Fritzlar? Holland?" (Graphit)


Katalogtext:
Wie schon sein Lehrer Georg Gottlob Ungewitter konzipierte Hugo Schneider große Ziborienaltäre, insbesondere in romanischen bzw. neoromanischen Kontexten. Der vorliegende Entwurf für einen solchen Ziboriumsaltar ist besonders aufwendig ausgestaltet. Leider ist das Blatt in der Mitte durchgerissen.
Drei Stufen führen zum Altar hinauf, dessen von vier Säulchen gestützte Mensa einer breit gelagerten, mit Vierpaßmotiven verzierten Stipes aufliegt. Die drei Vierpässe zeigen außen Engelsbüsten mit Schriftbändern, in der Mitte ein Kreuzmotiv. Auf der Mensa sitzt in der Mittelachse des Altars unmittelbar der Tabernakel auf, der von einem gleich hohen Retabel hinter niedrigen Leuchterbänken gerahmt wird. Der Retabel zeigt in breitem Rahmen jeweils zwei Nischen, in die Sitzfiguren der vier Evangelisten mit ihren Symbolen eingestellt sind. Auf dem Tabernakel sitzt in gleicher Breite ein Expositionsbaldachin auf, unter dem in der Zeichnung eine gotische Monstranz ausgestellt ist. Der Baldachin mit Dreipaßbogen ruht auf schlanken Säulenpaaren mit Schaftring und findet seinen oberen Abschluß in einem geraden Kamm mit Eckknäufen. Ein Vorhang hinterfängt den Altar.
Über den Altar spannt Schneider eine mächtige Baldachinkonstruktion. Wie im Falle des Expositoriums des Altars tragen Säulenbündel mit Schaftring einen Dreipaßbogen, über dem sich eine kantige Giebelarchitektur entwickelt. Im großen Mittelgiebel erscheint in einem Dreipaß Christus in der Mandorla mit Segensgestus und Buch des Lebens, begleitet von zwei knienden Engeln, die Schweißtuch und Dornenkrone in den Händen halten. In den Feldern unter den schmalen Nebengiebeln sind die Heiligen Antonius von Padua (links) und Franz von Assisi (rechts) in ganzfiguriger Darstellung zu sehen.
Über einer Dachkonstruktion mit kräftigen Eckknäufen und Kämmen auf den Graten und Firsten erhebt sich eine quadratische Tambourzone, in der in drei Feldern musizierende Engel dargestellt sind. Eine gebogene Haube mit Kämmen auf den Kanten, die von einem Kreuz bekrönt wird, schließt das Altarziborium nach oben ab.
Im Nachlaß Schneider finden sich Photographien einer identischen Entwurfszeichnung (vgl. mhk, Graphische Sammlung, L GS 21063 u. L GS 21064), die aufgrund von Beischriften von Schneiders Hand eine nähere Einordnung gestatten. Demnach handelt es sich um den Entwurf für einen "Metall Altar für Rotterdam", den Schneider 1869 in Aachen anfertigte. Der genaue Kontext und der Auftraggeber ließen sich bislang nicht ermitteln. Möglicherweise fertigte Schneider die Zeichnung für oder in Zusammenarbeit mit dem Aachener Goldschmied August Witte an, für den er verschiedentlich entwerferisch tätig war (vgl. L GS 18234). Die Firma Witte fertigte auch Metallaltäre und unterhielt damals eine Filiale in Den Haag, um die zahlreichen Aufträge aus den katholischen Gebieten der Niederlande besser abwickeln zu können. Mit Schneiders Entwürfen für die Stiftskirche St. Peter in Fritzlar von 1882 (L GS 14996 - L GS 14998, L GS 15492, L GS 15602 - L GS 15603, L GS 15605, L GS 18226 - L GS 18233), die zudem einen ganz anderen Ziborienaltar zeigen, steht das Blatt trotz der Aufschrift in der unteren rechten Ecke in keinem Zusammenhang.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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