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8.17.2.1 - Rom, sog. Tempel der Minerva Medica (Nymphäum), perspektivische Ansicht



8.17.2.1 - Rom, sog. Tempel der Minerva Medica (Nymphäum), perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: GS 15985
Bezeichnung: Rom, sog. Tempel der Minerva Medica (Nymphäum), perspektivische Ansicht
Künstler: Leonhard Müller (1799 - 1878), Zeichner/-in
Datierung: um 1820
Geogr. Bezug: Rom
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: PID[...]R DE VRIE[...] / & / I[...]P"
Maße: 21,3 x 31,2 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten rechts: "235/1924." (Graphit)
verso: "Nymphaeum - Rom / Müllerscher Nachlaß" (Graphit)


Katalogtext:
Der seit dem 17. Jahrhundert irrtümlich als Tempel der Minerva Medica bezeichnete Kuppelbau - erst 1887 wurde der wahre Tempel am Südrand des Esquilin entdeckt - gehörte zur Villenanlage des Kaisers Gallien (reg. 253-268 n. Chr.) und diente vermutlich als repräsentativer Empfangs- und Festsaal. Darauf deutet die kostbare Innenausstattung des Gebäudes mit Marmor, Mosaiken und einer Fußbodenheizung hin. Die Nutzung als Nymphäum ist nicht gesichert. Den im 4. Jahrhunderts nach Chr. als Zehneck errichteten Ziegelbau kennzeichnen die neun überwölbten Nischen, über denen sich große Bogenfenster öffnen. Der Bau wird von einer beachtlichen, 33 m hohen Kreiskuppel geschlossen, die ihrerseits auf zehn radial angeordneten Stützpfeilern ruht. Strebepfeiler und Anbauten mußten die gewagte Konstruktion nachträglich sichern. So wurde dem Eingang ein Vestibül mit seitlichen Apsiden vorgesetzt und der Zentralraum seitlich durch halbrunde Nischen erweitert. Der ruinöse Charakter, den auch diese Darstellung vermittelt - der Pflanzenbewuchs auf den Mauerkanten unterstreicht diesen Eindruck - haftete dem Bau seit dem 19. Jahrhundert nach dem Einsturz der Kuppel 1828/29 und einem Blitzeinschlag an (Katalog Kassel 1986/1, S. 130f.; Katalog Dortmund 1994, S. 225f.).
Die sorgfältig angelegte Federzeichnung Müllers wird bestimmt durch die wohl freihändig angelegte Schraffur, deren leicht wellige Linienführung die Steinstruktur wiedergeben soll. Diese Zeichentechnik deutet auf einen Kupferstich als Vorlage hin. Zu den bekannten und hinsichtlich der gewählten Perspektive auch vergleichbaren Darstellungen gehört der Stich von Piranesi, den dieser 1745 in seinen "Varie Vedute di Roma" veröffentlichte. Allerdings finden sich Abweichungen wie die doppelten Steinbögen oberhalb der Maueröffnungen sowie die tiefen Risse, die von den Fenstern des Obergeschosses in die Kuppel führen. Charakteristische Übereinstimmungen sind jedoch einerseits die gut sichtbaren Bruchkanten der außen abgetreppten Kuppelkalotte, die Piranesi zur Verdeutlichung der konstruktiven Details abbildete, außerdem die Löcher im Kuppelgewölbe, die Piranesi in dieser frühen Darstellung noch als zweite Fensterreihe deutete (Katalog Dortmund 1994, S. 226). In seiner später angefertigten Radierung (um 1764) in den "Vedute di Roma" sind die Öffnungen deutlich als Löcher im Gewölbe erkennbar. Vermutlich geht die bisher unbekannte Quelle, nach der Müller arbeitete, auf den Piranesi-Stich zurück, so daß die Abweichungen als Interpretation des Ursprungswerks gelten können.
Müller war, wie seinem zeichnerischen Nachlaß zu entnehmen ist, von der Zentralbaugestalt fasziniert, der er sich sowohl in Nachzeichnungen wie in eigenen Entwürfen widmete.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 29.06.2022



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