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4.40.1.1 - Lübeck, Marktplatz, Wettbewerbsentwurf für den Marktbrunnen, Details, Grundriß und Aufriß (recto); weitere Details, Grundriß, Auf- und Untersichten, Ansicht (verso)



4.40.1.1 - Lübeck, Marktplatz, Wettbewerbsentwurf für den Marktbrunnen, Details, Grundriß und Aufriß (recto); weitere Details, Grundriß, Auf- und Untersichten, Ansicht (verso)


Inventar Nr.: L GS 15620
Bezeichnung: Lübeck, Marktplatz, Wettbewerbsentwurf für den Marktbrunnen, Details, Grundriß und Aufriß (recto); weitere Details, Grundriß, Auf- und Untersichten, Ansicht (verso)
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Architekt/-in
Datierung: 1871
Geogr. Bezug: Lübeck
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, rosa laviert
Träger: Papier auf Leinwand
Wasserzeichen: -
Maße: rechte Hälfte 66 x 50 cm (Blattmaß)
linke Hälfte 66 x 45 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fs. Rhein."
Beschriftungen: unten links: "H Schneider / Aachen 1871" (Feder in Schwarz)
verso, oben links: "Detailzeichnungen zu dem Brunnen / für den Marktplatz zu Lübeck / Bl II" (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: zahlreiche Numerierungen, Maßangaben und Beischriften, die die jeweiligen Schnittebenen der Grundrisse angeben (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Zwischen 1869 und 1893 unterzog die Hansestadt Lübeck verschiedene historische Gebäude am bzw. auf dem Marktplatz sorgfältigen Restaurierungen und errichtete auch mehrere bedeutende Gebäude wie das Telegrafenamt und das Reichspostamt in neogotischem Stil, um dem Platz ein einheitliches Gepräge zu geben. In diese Maßnahmen eingebettet war das Bestreben, den Marktplatz mit einem öffentlichen Brunnen mit Denkmalcharakter zu schmücken. 1870 schrieb die Lübecker Stadtwasserkunst als zuständige Behörde einen Wettbewerb aus, aus dem Hugo Schneider im Jahr darauf als Sieger hervorging. Gefordert war eine Bezugnahme auf das Lübecker Rathaus, an dessen Forme sich der Brunnen anlehnen sollte - eine Forderung, die Schneiders Entwurf zwar nur z. T. erfüllte, die der Realisierung aber keinen Abbruch tat. Am 22. März 1873 wurde der Brunnen feierlich eingeweiht, im Jahre 1934 aber abgebrochen. Nur noch Reste der Anlage sind verstreut in Privatbesitz erhalten.
Inmitten eines runden, zur Aufnahme der Sockel für elektrische Straßenlaternen zweifach eingezogenen Beckens aus schwedischem Granit erhob sich über achteckigem Grundriß eine fast 15 m hohe Brunnenanlage aus Obernkirchener Sandstein. Dem massiven Sockelgeschoß waren an vier Seiten Brunnenschalen im Dreiviertelkreis vorgebaut, die von jeweils einer Säule unterfangen wurden. Über den Brunnenschalen waren Ädikulen ausgebildet, vor denen über wasserspeienden Löwen Figuren standen. Diese wurden von Wilhelm Pohl (Aachen) aus Euville-Kalkstein geschlagen und stellten in der ausgeführten Variante Adolf II. von Schauenburg und Heinrich den Löwen als Stadtgründer Lübecks sowie Friedrich Barbarossa und Friedrich II. von Hohenstaufen als Gewährer bedeutender Privilegien dar; von Schneider waren neben Heinrich dem Löwen und Barbarossa ursprünglich die stadtgeschichtlich ebenfalls bedeutenden Kaiser Ludwig der Bayer und Karl IV. vorgesehen (s. Deutsche Bauzeitung 1873, S. 379; Brix 1981, S. 248ff.). In den Giebelfeldern der Ädikulen waren über den Figuren Baldachine angebracht, die vier Löwen mit den Wappenschilden der Dargestellten als Standfläche dienen.
Der vierseitige Aufbau endete in einer von Eckfialen begleiteten, reich mit Krabben und Kreuzblumen versehenen Dachpyramide, wie sie in der Lübecker Backsteingotik nicht vorgeprägt ist, wohl aber Schneiders rheinischen Erfahrungshorizont spiegelt. Die Spitze schmückte der lübeckische Doppeladler mit Windfahne aus Schmiedeeisen.
Das vorliegende Blatt versammelt auf Vorder- und Rückseite zahlreiche Detailzeichnungen zum Lübecker Denkmalbrunnen, die für eine Ausführung durch die beteiligten Steinmetzen und Bildhauer gedacht waren. Sorgfältig sind die einzelnen Steinlagen in ihren Höhen eingetragen und plastische Details angelegt. Die Vorderseite stellt so links das Profil des Brunnensockels bis zur Höhe der Figuren dar, wobei auch der wasserspeiende Löwe in allen Details eingezeichnet ist. Die Mitte des Blattes füllen Teilansichten und -schnitte zu den Giebeln und Baldachinen über den Figuren sowie zum Fialenaufbau, während rechts Details zur Ausarbeitung der Kreuzblume sowie verschiedene Grundrisse abgebildet sind. Diese Grundrisse zeigen Schnittebenen einmal durch die Säulchen, die die wasserspeienden Löwen tragen, dann durch den Fialschaft auf Höhe der die Giebel bekrönenden Kreuzblumen sowie eine Auf- und eine Untersicht der Baldachine über den Figuren. Auf der Rückseite sind verschiedene Grundrisse in Auf- und Untersichten sowie die Frontalansicht der Ecke einer Ädikula nebst kauerndem Löwen dargestellt. Rechts unten ist außerdem die Ansicht einer der die Brunnenschalen tragenden Säulen samt Sockel unter Anzeichnung des Wasserspiegels und des Bodens des Brunnenbeckens gezeichnet - eine Darstellung, die insofern von Bedeutung war, als alle unter Wasser liegenden Teile des Brunnensockels aus Gründen der Festigkeit in schwedischem Granit ausgeführt werden sollten.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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