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4.3.1.1 - Aachen-Forst, Gut Schönthal, Entwurf einer Grabkapelle, Grundriß, Ansicht der Hauptfassaden und Seitenansicht



4.3.1.1 - Aachen-Forst, Gut Schönthal, Entwurf einer Grabkapelle, Grundriß, Ansicht der Hauptfassaden und Seitenansicht


Inventar Nr.: L GS 15623
Bezeichnung: Aachen-Forst, Gut Schönthal, Entwurf einer Grabkapelle, Grundriß, Ansicht der Hauptfassaden und Seitenansicht
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Architekt/-in
Datierung: 1872
Geogr. Bezug: Aachen-Forst
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, rosa laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 50,5 x 68 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fs Rh"
Beschriftungen: oben links: "20" (Farbstift in Rot)
oben rechts: "Johanna Gfin Nellessen" (Feder in Schwarz)
unter den Darstellungen: "Grundriss der Kapelle."; "Giebel-Ansicht"; "Seiten-Ansicht"" (Feder in Schwarz)
unten rechts: "H. Schneider / Aachen 1872." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Gesehen / Aachen 11 October 1872 / Der Polizeibaumeister Schulte" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die Präsentationszeichnung zeigt von links ausgehend nebeneinander einen Kapellengrundriß, die Ansicht des Giebels sowie die Ansicht der Südwand in Graphit und schwarzer Feder ausgeführt. Allein der Grundriß ist rosa laviert.
Für die Kapelle konzipierte Hugo Schneider einen einfachen Grundriß, der einen einschiffigen, aus zwei querrechteckigen Jochen bestehenden Hauptraum sowie einen eingezogenen Chorraum mit einem 3/8-Schluß umfaßt. Die zentral vor dem Chorraum liegende Grabplatte deutet die Nutzung als Grablege an. Auf der Nordseite des Eingangsjochs ist eine Empore angedeutet, die über einen weiter nördlich anschließenden Verbindungstrakt erschlossen wird.
Die Giebelansicht zeigt eine zentral angeordnete, zweiflügelige hölzerne Eingangstür, die ein Spitzbogen mit reliefierter Christusdarstellung in einem Maßwerkrahmen überfängt, der seitlich von zwei nicht detaillierter ausgeführten Wappentafeln gerahmt wird. In der Mittelachse schließt sich oberhalb des Eingangs eine achtteilige Fensterrose an, in deren Mittelpunkt wiederum ein Wappenfeld angedeutet ist. Ein in das Mauerwerk eingeschnittener Spitzbogen umfängt die Fensterrose. Ein dicht um die Rose geführter Blendbogen verstärkt das Spitzbogenmotiv. Im Giebeldreieck schließen sich zwei einbahnige, mit einem Dreipaß gefüllte Blendfenster an, die von einem Vierpaß bekrönt und von zwei schlichten, in die Mauerfläche eingeschnitten Kreuzöffnungen flankiert werden.
Zwei schlichte Strebepfeiler schließen die Giebelfront nach links und rechts ab. Ein auf Höhe der Seitenfenster herumgeführtes Gesims gliedert die Strebepfeiler und dient zugleich als Wasserschlag. Oberhalb der Eingangstür wird dieses Gesims im rechten Winkel herumgeführt und bindet somit das untere Geschoß zu einer Einheit zusammen. Auf Höhe des Bogenansatzes um die Fensterrose herum ist ein zweiter Wasserschlag an den Strebepfeilern angedeutet. Von dieser Stelle aus laufen die Strebepfeiler bis zum Ansatz der Traufe schräg in das flächige Mauerwerk aus.
Die Seitenansicht läßt erkennen, daß der Bau in einem zwischen dem ersten und zweiten Kapellenjoch leicht abschüssigen Gelände steht und daß die ersten beiden Joche des Kapellenraums den niedrigen Chorraum überragen.
Die Kapelle erhebt sich über einem Sockelgeschoß, das im Westen leicht oberhalb der Türschwelle ansetzt und durch ein Gesims abgesetzt ist. Gegen Osten entwickelt sich dieses Geschoß zu einer nicht durchfensterten Krypta, zu der im zweiten Joch eine Zugangstür angelegt ist. Die nach oben hin anschließende Wandzone ist bis zum Gesims unterhalb der Fenstersohlbänke völlig schmucklos. Vertikal wird der Kapellenraum durch drei Strebepfeiler gegliedert. In den Eckbereichen des Chorpolygons sind ebenfalls Strebepfeiler angelegt. Zwischen den Strebepfeilern sind einbahnige Maßwerkfenster eingebunden. Zur Dachzone hin vermittelt ein Würfelfries zwischen Wandfläche und Traufe. In die Dachfläche des Kapellenraums ist eine kleine Dachgaube mit gotischer Formgebung eingesetzt. Ein Dachreiter mit freihängender Glocke, Spitzdach, Zierkreuz und Wetterhahn bekrönt die Kapelle.
Die Unterschrift der Auftraggeberin, Johanna Gräfin Nellessen, verweist auf den Kontext der Planung. Am 21. April 1871 verstarb ihr Gatte, der Tuchfabrikant Carl Martin Graf Nellessen, und es entstand das Bedürfnis nach einer standesgemäßen Grablege am Wohnsitz der Familie, dem Gut Schönthal bei Aachen-Forst. Am 25. April 1881 wurde Graf Nellessen, der außerdem Mitglied des preußischen Herrenhauses und des Provinziallandtags sowie lange Jahre ehrenamtlicher Beigeordneter Bürgermeister der Stadt Aachen war, auf dem Aachener Ostfriedhof zu Grabe getragen, später aber exhumiert und in die nach Schneiders Plänen errichtete Grabkapelle überführt. Diese muß spätestens 1884 fertiggestellt gewesen sein, denn nachdem auch Gräfin Nellessen Anfang August 1884 verstorben war, wurde sie ebenfalls in der Grabkapelle zu Schönthal bestattet (s. Arens/Janssen 1964, S. 131, Nr. 170; Mainz 1985; frdl. Auskunft des Stadtarchivs Aachen).
Aufgrund schwerer Schäden, die die Kapelle während der Kämpfe um Aachen 1944 genommen hatte, wurde sie bald nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen, die dort Bestatteten wurden auf den Friedhof an der Forster Linde überführt (s. Mainz 1985).
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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