1.14.1.2 - Kassel, Ottoneum (Kunsthaus), Fassade zum Friedrichsplatz, Aufriß
1.14.1.2 - Kassel, Ottoneum (Kunsthaus), Fassade zum Friedrichsplatz, Aufriß
|
Inventar Nr.:
|
GS 15645 |
Bezeichnung:
|
Kassel, Ottoneum (Kunsthaus), Fassade zum Friedrichsplatz, Aufriß |
Künstler:
|
Ernst Wenzel (1876 - 1957)
|
Datierung:
|
um 1925 |
Geogr. Bezug:
|
Kassel |
Technik:
|
Feder in Schwarz, grau, blau, rot und ocker laviert |
Träger:
|
Papier |
Wasserzeichen:
|
- |
Maße:
|
42,2 x 48 cm (Blattmaß)
|
Maßstab:
|
"1:100" |
Beschriftungen:
|
unten mittig: "Das Kunsthaus mit dem Observatorium zu Kassel / Seite nach dem Friedrichsplatz / aufgenommen und gezeichnet v. E. Wenzel gestiftet von Dr. Georg Breithaupt / M 1:100" (Feder in Schwarz)
|
Katalogtext:
Landgraf Karl hatte das Ottoneum durch Paul Du Ry bis 1696 zu einem "Kunsthaus" umbauen lassen. Gleichzeitig entstand der achteckige Kuppelbau auf dem Dachfirst, der im oberen Teil als Observatorium genutzt wurde (vgl. Hallo 1929, S. 15). Zwischen 1810 und 1820 wurde dieser Aufbau bis auf den achteckigen Sockel entfernt.
Die Zeichnung von Ernst Wenzel rekonstruiert den Bauzustand des 17./18. Jahrhunderts in seinem Aufriß der "Seite nach dem Friedrichsplatz". Diese Westfront war aufgrund des trapezförmigen Grundrisses des Gebäudes deutlich breiter als die gegenüberliegende Ostfassade und zeigt eine eigenständige Gliederung, die auf den Umgestaltungen Du Rys beruht. Die acht Achsen der langgestreckten, zweigeschossigen Fassade werden von einem vierachsigen Giebel mit Segmentbogenabschluß bekrönt. Dieser wird an den Seiten von einer Attika begleitet, wobei der Zwickel am Übergang zwischen Giebel und Attika mit einer gestauchten Volute gefüllt ist. Die sockelartige Giebelbekrönung mit geschweiften Seiten war möglicherweise ursprünglich - wie auf der Gegenseite - zur Aufnahme einer Statue gedacht. Die auffällige Steinsichtigkeit im oberen Teil des Giebels beginnt schon in den Ecklisenen des Obergeschosses, zieht sich über das Kranzgesims und die Attika bis in die Spitze des Gebäudes und sorgt so für eine Verklammerung mit dem ebenfalls steinsichtigen Sockel.
Der Kuppelaufbau basierte auf einem achteckigen Unterbau, der in den Dachfirst eingebettet war, wie die Querschnittzeichnung des Hochbauamts von 1927 beweist (Hallo 1929, Abb. 4). Die Seitenwände werden von rundbogigen Fenstern durchbrochen, die begleitet werden von Kreisfenstern in den halbkreisförmig aufgebogenen Abschlüssen der geschwungenen Haube. Als Bekrönung dient eine offene, ebenfalls achteckige Dachlaterne, deren Haube von einem Zierknauf überhöht wird. Der seitlich angefügte kleine Kuppelbau beherbergte vermutlich eine Treppe. In dieser charakteristischen Art werden die Dachaufbauten in mehreren zeitgenössischen Stadtansichten wiedergegeben (vgl. Hallo 1929, Abb. A; Wunder/Vanja/Wegner 2000, Abb. 51).
Die Rekonstruktionszeichnung wurde im Auftrag von Dr. Georg Breithaupt angefertigt, der als Inhaber der seit dem 18. Jahrhundert in Kassel ansässigen Firma für astronomische und geodätische Instrumente mehrfach mäzenatisch in Erscheinung getreten ist. Ernst Wenzel, der Zeichner, war Anfang des 20. Jahrhunderts Mitarbeiter des Bezirkskonservators in Kassel und Marburg und beschäftigte sich in zahlreichen Artikeln mit Rekonstruktionen historischer Bauten. Neben seiner Tätigkeit als Eisenbahningenieur in Magdeburg studierte er nach dem Ersten Weltkrieg Archäologie und Kunstgeschichte und promovierte 1928 über den "Wehrbau im Regierungsbezirk Cassel". Da er 1931 zur Reichsbahndirektion in Berlin versetzt wurde, ist zu vermuten, daß seine Rekonstruktion vorher entstanden ist, vermutlich in zeitlicher Nähe zu der 1923 bei Holtmeyer abgebildeten Rekonstruktion (Holtmeyer 1923, Taf. 336).
Stand: August 2007 [UH]
Literatur:
- Bungarten, Gisela (Hrsg.): Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 469, Abbildung S. 469, Kat.Nr. X.3.
Letzte Aktualisierung: 31.08.2022