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11.13.6.3 - Entwurfszeichnung für ein Reliquiar im Aachener Domschatz, Vorderansicht und Schnitt



11.13.6.3 - Entwurfszeichnung für ein Reliquiar im Aachener Domschatz, Vorderansicht und Schnitt


Inventar Nr.: GS 12330
Bezeichnung: Entwurfszeichnung für ein Reliquiar im Aachener Domschatz, Vorderansicht und Schnitt
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 1871
Geogr. Bezug: Aachen
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 34,3 x 16,4 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten rechts: "H. Schneider / A. 71." (Graphit)
in der Darstellung: "8 Linien breit" (Graphit)


Katalogtext:
Die auf das Jahr 1871 - also in Schneiders Aachener Jahre - datierte Entwurfsskizze zeigt eine Stele in überwiegend gotischen Formen, auf der die Figur des auferstandenen Heilands mit Segensgestus und Siegesfahne steht. Schneider skizziert die Hauptansicht und legt auch einen Schnitt knapp oberhalb des Sockels an, aus dem der dreieckige Grundriß der Stele klar hervorgeht.
Die Stele erhebt sich über ganz und gar nicht gotischen Sphingen, die die Ecken unterfangen. Auf ihren Rücken ruht die reich profilierte Basis eines pyramidal zulaufenden Sockels, dessen Kanten mit Krabben besetzt und in dessen trapezförmigen Seitenflächen bildliche Darstellungen vorgesehen sind. Die dem Betrachter zugewandte Seite zeigt einen schlafenden Wächter vor dem leeren Grab Christi, das im Hintergrund durch einen gedrückten Kleeblattbogen angedeutet ist. Der Sockel trägt eine von profilierten Diensten begleitete Säule, deren Ansatz durch eine Maßwerkzone verschleiert wird: Zwischen schlanken Fialen, die die Ecken einnehmen, spannen sich in Kreuzblumen auslaufende Kielbögen; die so entstehenden Bogenfelder sollen ebenfalls mit Darstellungen (von Evangelistensymbolen?) und Schriftbändern gefüllt werden. Die profilierten Dienste stützen einen über die Säule gestülpten Baldachin, der die Standfläche für den segnenden Christus bildet.
Die Funktion dieser Stele erschließt sich aus der Zeichnung nicht; dazu trägt auch das Fehlen eines Maßstabs bei. Erinnert der Unterbau noch an den eines Leuchters, so fehlen Vorrichtungen zum Aufstellen von Kerzen gänzlich; passen Auferstehungsthema und Anlage gut zu einem Grabmal, so fehlt im Entwurf der Unterbau eines solchen, denn es ist zum einen kaum anzunehmen, daß die Sphingen ohne einen solchen auf das Grab gestellt wurden, zum anderen fehlt auf dem Entwurf eine Möglichkeit zur Anbringung des Namens und der Lebensdaten eines Verstorbenen, wenn dazu nicht die dem Betrachter verborgenen Seitenflächen vorgesehen waren. Am ehesten dürfte der Entwurf für eine Gruft oder eine Grabkapelle gedacht gewesen sein, wo eine sichere Aufstellung gewährleistet war und sich andere Flächen für die Anbringung von Text im Umfeld der Stele ergeben hätten. Wenn sich aber die handschriftliche Angabe "8 Linien breit" neben dem Schnitt tatsächlich auf die vollständige Breite des Maßwerks über den Trapezflächen des Sockels bezieht, so hätte man es mit einem äußerst filigranen, keine 10 cm hohen Gebilde zu tun, für das die Zeichnung schon zu detailliert wäre, da es auch einem meisterlichen Goldschmied in der Herstellung Probleme bereitet hätte - und auch in diesem Fall bliebe die Frage nach dem Verwendungszweck offen.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
  • Dagmar Preising: Aachener Kunstblätter, Band 64 2006-2010. Aachen 2011.


Letzte Aktualisierung: 25.11.2022



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