4.37.1.1 - Kyllburg, Stiftskirche St. Maria, Skizze des Chorgestühls, perspektivische Ansicht



4.37.1.1 - Kyllburg, Stiftskirche St. Maria, Skizze des Chorgestühls, perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: GS 14480
Bezeichnung: Kyllburg, Stiftskirche St. Maria, Skizze des Chorgestühls, perspektivische Ansicht
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 1871
Geogr. Bezug: Kyllburg
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 10 x 15 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten rechts: "Kylburg Eifel. / 1871." (Graphit)


Katalogtext:
Auf der Spitze eines schon in vorgeschichtlicher Zeit befestigten Berges in einer Schleife der Kyll gründete Erzbischof Heinrich II. von Trier 1276 neben einer schon im 9. Jahrhundert nachzuweisenden Kirche der Abtei Prüm ein Kollegiatstift. Noch im selben Jahr begann man mit dem Neubau des Chores, die gesamte, der Gottesmutter geweihte Kirche war in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts vollendet, als die Arbeiten am Kreuzgang einsetzten. Die einschiffige, geräumige Kirche von fünf kreuzgewölbten Jochen besitzt einen eingezogenen, einjochigen Chor mit 5/8-Schluß, flankiert von zwei niedrigen Nebenchören.
Nach der Säkularisation des Stiftes 1802 fiel die Kirche an die Pfarre Kyllburg, des sich hangwärts anschließenden Städtchens, die sie seither als Pfarrkirche nutzt. 1863/64 ließ die Pfarre den Kirchturm um zwei Geschosse erhöhen, die Provinzialverwaltung 1891/92 den Kreuzgang wiederherstellen, so daß sich die Anlage heute in gutem Zustand präsentiert. Sie gilt als gutes Beispiel für eine kleine Stiftsanlage des 14. Jahrhunderts im Rhein-Mosel-Raum und genießt daher auch die Aufmerksamkeit der Kunst- und Baugeschichte (s. Bock 1895; Niewodniczanska 1989).
Zu den herausragenden Ausstattungsstücken der Kirche gehört das Chorgestühl aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, das Schneider hier auch skizzierte. Es ist aus Eichenholz gefertigt und umfaßt zweimal sieben Sitze, gelangte aber erst 1817 aus dem ebenfalls säkularisierten, wenige Kilometer kyllaufwärts gelegenen Kloster St. Thomas nach Kyllburg (Niewodniczanska 1989). Bemerkenswert sind die reich mit Blendmaßwerk verzierten und mit in Lilien auslaufenden Aufsätzen verzierten Wangen, die Misericordien sowie die geschnitzten Masken, die die Brüstungen des Gestühls gliedern.
Als Schneider das Chorgestühl in Kyllburg skizzierte, arbeitete er unter anderem als Illustrator für den Aachener Ehrenkanonikus und Kunsthistoriker Franz Bock. Er erstellte Zeichnungen in Vorbereitung der Holzschnitte zu dessen Werken, so zu den drei 1868-1875 erschienenen, auf mehrere Fortsetzungen angelegten Bänden "Rheinlands Baudenkmale des Mittelalters", in denen die Stiftskirche zu Kyllburg jedoch nicht behandelt wird. Franz Bock veröffentliche aber um 1895 einen Band nur über diese Kirche und ihre Konventsbauten ("Kyllburg und seine kirchlichen Bauwerke des Mittelalters"). Die Arbeiten in Kyllburg dürften daher der Hauptgrund für Schneider gewesen sein, sich in diesen Teil der Eifel zu begeben.
Wahrscheinlich zeichnete er auf dieser Reise auch ein Detail des Zinnenkranzes des Torturms der Kasselburg bei Pelm (L GS 14479) und eine Ansicht der Burg Lissingen bei Gerolstein (L GS 14477), beide gleichfalls an der Kyll gelegen. Auch die mit der Beischrift "Gerolstein" versehene Studie eines Baumes, im Nachlaß Schneider ohne Inv.Nr. überliefert, dürfte in diesen Zusammenhang einzuordnen sein.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 21.11.2022



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