2.3.23.30 - Kassel-Wilhelmshöhe (?), Schloß (?), Corps de Logis, Empfangssaal, Entwurf für eine Wandnische mit Vasenstellung, Aufriß



2.3.23.30 - Kassel-Wilhelmshöhe (?), Schloß (?), Corps de Logis, Empfangssaal, Entwurf für eine Wandnische mit Vasenstellung, Aufriß


Inventar Nr.: GS 5620
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe (?), Schloß (?), Corps de Logis, Empfangssaal, Entwurf für eine Wandnische mit Vasenstellung, Aufriß
Künstler: Johann Conrad Bromeis (1788 - 1855), Architekt/-in, Entwurf
unbekannt, Zeichner/-in, Ausführung
Datierung: 1820-1830
Geogr. Bezug: Kassel, Wilhelmshöhe (?)
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, koloriert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 36,8 x 22,3 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: verso: "Conrad Bromeis" (Graphit)


Katalogtext:
Zum Nachlaß Jussow gehören zwei Entwurfszeichnungen zu einer Wandnische mit Vasenstellung. Während die eine die Signatur "Bromeis" trägt (GS 5621), ist die andere, hier vorliegende, unsigniert. Die Technik der Darstellung läßt auf einen anderen Zeichner schließen, der wohl dem Baubüro des Oberhofbaumeisters Johann Conrad Bromeis zuzurechnen ist.
Die Darstellung zeigt ein aus dem Kontext einer Wandabwicklung gelöstes Feld mit einer Rundbogennische, in die eine Vase plaziert ist. Den Wandaufbau bestimmt die nach 1800 typische Dreiteilung in Sockel, Wandfläche und Gesims, wobei die einzelnen Abschnitte bereits hinsichtlich ihrer Farbigkeit unterschieden sind. Über einem hohen rostbraunen Sockel setzt die ockerfarbene, von grün marmorierten Pilastern gerahmte Nische an. Innerhalb der Nische erfolgt eine Zweiteilung in das untere, durch die aufgesockelte Vase definierte Feld und die durch ein breites Gesims getrennte Kalotte. Nach oben hin wird das Wandfeld von einem Gebälk aus Drei-Faszien-Architrav, Fries und Kranzgesims abgeschlossen, der den Pilastern auflagert. Der Dekor der Pilasterkapitelle besteht aus einem unteren Palmettenkranz, zwei langen, seitlich zur Abakusecke hochreichenden Blättern in Form einer stilisierten Palmette und einem geflügelten Fackelstab, der in der Funktion des Caulisschafts die Kapitellmitte akzentuiert.
In der Nische wird ein antikisierendes Marmorgefäß in Form einer Amphora präsentiert. Während der Vasenfuß und der untere Teil des Gefäßbauchs ornamental verziert sind, schmückt den oberen Teil eine tanzende Mänade. Die Vase wird durch einen Sockel erhöht, dessen Aufbau einem antiken Grabaltar nachempfunden ist. Auch die Verzierung mit einem Lorbeerkranz und einer tief herunterhängenden Girlande, die an den Hörnern von Widderköpfen im oberen Teil der Basis befestigt ist, läßt sich von diesem Objekttyp abgeleiten. Dagegen kommen die Füße in Form von Tierpranken an antiken Kandelaberbasen vor. Eine vergleichbare Kombination findet sich in dem Vorlagenwerk von Joseph Beunat (Beunat 1813 (1974), Taf. 61). Neben dem "Recueil" von Percier/Fontaine (1801-1812) gehört diese Veröffentlichung zu den von Johann Conrad Bromeis bevorzugten Werken, die er für seine Ornamententwürfe heranzog.
Die verschiedenen Elemente, die diese Rundbogennische charakterisieren, finden sich bei der Wandgestaltung des Empfangssaals im Corps de Logis von Schloß Wilhelmshöhe wieder. Durch die Kriegszerstörung und deren Folgen vermittelt heute nur noch eine alte Photographie (Holtmeyer 1910, Taf. 147) ihr ursprüngliches Aussehen. Die mit Figuren besetzten Rundbogennischen beidseitig des Durchgangs zum Billardsaal werden von einem ähnlichen Rahmensystem akzentuiert, wobei gerade die Gestaltung der Pilasterkapitelle vergleichbar ist. Da für diesen Raum auch Entwürfe für Fensterdraperien vorliegen (GS 15465), läßt sich vermuten, daß Bromeis an einem Renovierungskonzept für den Empfangssaal arbeitete.
Stand: Mai 2005 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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