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Paderborn (?), Entwurf (?) für die Synagoge, Querschnitt mit Blick nach Osten



Paderborn (?), Entwurf (?) für die Synagoge, Querschnitt mit Blick nach Osten


Inventar Nr.: GS 14800
Bezeichnung: Paderborn (?), Entwurf (?) für die Synagoge, Querschnitt mit Blick nach Osten
Künstler: unbekannt
Datierung: 1850-1900
Geogr. Bezug: Paderborn (?)
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, koloriert
Träger: Karton
Wasserzeichen: -
Maße: 63,6 x 49,5 cm (Blattmaß)
56,7 x 44,4 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen:


Katalogtext:
Die hochformatige Darstellung eines Sakralraums gibt sich bei näherer Betrachtung als Innenraum einer Synagoge zu erkennen. So wird der erhöhte, dreigeschossige Schrein im Giebelfeld durch ein aufgeschlagenes Buch mit hebräischen Schriftzeichen verziert und von einem sechszackigen Davidstern bekrönt. Auch die angeschnittenen seitlichen Emporen lassen sich in dieser Hinsicht interpretieren, da sie in der Synagoge traditionell als Aufenthaltsort für die Frauen dienen.
Zunächst scheint die wohl zeitnah erfolgte Beschriftung in der unteren linken Ecke die Verortung des Blattes nach Paderborn zu ermöglichen. Die dortige, vor ihrer Zerstörung "Am Busdorf" gelegene Synagoge war am 25./26. August 1882 eingeweiht worden. Sie hatte ein Bethaus mit angrenzender Schule an der Padergasse ersetzt, das 1767 erstmals Erwähnung findet. Der seit 1860 geplante Neubau ist als oktogonaler Zentralbau mit Laternenbekrönung errichtet worden. Die Gebäudeecken des gelben Ziegelbaus wurden durch Pilaster betont, denen kleine zwiebelförmige Hauben aufsaßen. Das Mauerwerk hatte eine horizontale Gliederung in Form roter Ziegelbänder erhalten und war im oberen Drittel von großen Rundfenstern durchbrochen. An den beiden Ostseiten befanden sich im unteren Mauerabschnitt zu einer Dreiergruppe zusammengezogene Rundbogenfenster (Birkmann/Stratmann 1998, S. 192f.; Brocke 1999, S. 423f.).
Das einzige erhaltene Photo des Innenraums entstand nach dem Brandanschlag in der Pogromnacht im Jahr 1938 und kann daher nur einen rudimentären Eindruck von der Gestaltung vermitteln (Brocke 1999, S. 424). Die Aufnahme zeigt jedoch, daß der Innenraum unverputzt und wie das Äußere durch horizontale konstrastierende Farbbänder gegliedert war. Die Frauenempore, die für etwa 100 Plätze ausgelegt war, ruhte auf zierlichen Säulen, deren Kapitelle relativ hoch saßen. Es ist zudem eine Balustrade zu erkennen, die auf einer Höhersetzung des Thoraschreins hindeutet. Zudem scheint dieser mit dem Almemor eine Einheit zu bilden. Dieses Photodokument läßt sich kaum mit der vorliegenden Darstellung in Zusammenhang bringen. Hier ist die Nische für den Aron Hakodesch von einer rundbogigen Rahmenarchitektur umbaut. Die Emporen ruhen wohl auf Vierkantsäulen, wobei ein Verbindungsstück zwischen den Kapitellen und der Emporenbrüstung vermittelt. Charakteristisch für den Innenraum ist jedoch die textile Wandbemalung, die bis über die rundbogigen Türöffnungen seitlich der Schreinarchitektur ragt. Der obere Wandabschluß wird von einer ornamentalen Frieszone bestimmt. Die Übergangszone zur Deckenkehle akzentuiert eine rundbogige Blendarkade mit floralem Innenmuster. Hier wird ein aufwendiges Gestaltungskonzept offenbar, das sich mit dem Eindruck von der gebauten Architektur in Paderborn nicht in Einklang bringen läßt. Da keine Bauakten und keine weitere Dokumentation des Innenraums vorhanden sind (frdl. Auskunft von Rolf-Dietrich Müller, Stadtarchiv Paderborn) ist die Verortung nach Paderborn anzuzweifeln, wenn das vorliegende Blatt nicht als Teil eines Planungsprozesses interpretiert werden soll.
Leider ist über die Herkunft des Blattes nichts bekannt.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 17.06.2021



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