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3.28.2.16 - Frankenberg, Liebfrauenkirche, Bauaufnahme, Ansicht von Südwesten



3.28.2.16 - Frankenberg, Liebfrauenkirche, Bauaufnahme, Ansicht von Südwesten


Inventar Nr.: GS 12088
Bezeichnung: Frankenberg, Liebfrauenkirche, Bauaufnahme, Ansicht von Südwesten
Künstler: Johann Eduard Ihlée (1812 - 1885), Zeichner/-in
Datierung: um 1830
Geogr. Bezug: Frankenberg (Eder)
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: nicht ermittelbar
Maße: 37,7 x 48,2 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "Fol. XXII. b 2" (Graphit)
unten rechts: "Blatt XXII." (Feder in Schwarz)
unten mittig: "Frankenberger Kirche von der Süd=West=Seite." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Ihlée gez." (Tinte)


Katalogtext:
Die betitelte, gerahmte und auf ein stärkeres farbiges Blatt geklebte Zeichnung ist, wie die Numerierung in der rechten oberen Ecke zu erkennen gibt, Teil einer Serie, in die sie sich als 22. Blatt einreiht. Insgesamt acht Zeichnungen fertigte Eduard Ihlée als Schüler der Kurfürstlichen Akademie der bildenden Künste im Rahmen eines Projekts an, das unter der Federführung von Professor Hummel die Bauaufnahme der Frankenberger Kirche zum Gegenstand hatte. Insbesondere die von Ihlée angefertigten beiden Gesamtdarstellungen des Kirchenbaus, von denen hier die Ansicht der Kirche von Südwestseite vorliegt, zeugen von der Prägung Ihlées, der Schüler der Malerklasse von Friedrich Müller war.
Ihlée legte eine Darstellung des Kirchenbaus vor, die zunächst nicht von einer exakten Dokumentation des Baubestands geprägt ist, sondern vielmehr durch eine romantisch-stilisierte Wiedergabe besticht. Allerdings darf der Zeichnung ein dokumentarischer Wert nicht abgesprochen werden, bietet sie doch einen Eindruck von dem Zustand des Turmes mit dem barocken Abschluß vor dessen Veränderung in den 1860er Jahren.
Die gewählte perspektivische Ansicht rückt die Kirche in den Mittelgrund und damit so weit vom Betrachter ab, daß ein nachhaltiger Eindruck von der Größe des Baues entsteht. Im Vordergrund lagert unweit einer den Bau umgebenden Baureihe eine Staffagefigur. Von links nähern sich zwei Personen, die zum Turm gewandt ebenfalls der Demonstration des Größenverhältnisses von Mensch und Gebäude dienen. Trotz einer zeichnerischen Unsicherheit bei der Umsetzung der Perspektive und einer Ungenauigkeit bei Wiedergabe der architektonischen Einzelteile lassen sich der Zeichnung Informationen darüber entnehmen, wie der Bau vor der Restaurierungskampagne in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgesehen hat. Der Turm, dessen Bekrönung im Mittelalter nicht durchgeführt werden konnte, zeigt einen provisorischen Abschluß in Form eines polygonalen Aufbaus, der zwischen den vier Giebeldreiecken des Freigeschosses emporragt. Bis auf das Wimpergportal findet sich zu dieser Zeit am Turm kein weiteres Bauornament. Die Fenstermaßwerke im ersten Ober- sowie im Freigeschoß des Turmes konnten im Mittelalter nicht ausgeführt werden. Im Bereich des Langhauses ist statt der jochtrennenden, senkrecht zum Langhausdach gesetzten Einzelbedachung der Seitenschiffe eine einheitliche Dachkonstruktion vorhanden. So kommt der Zeichnung trotz der Schwächen in der Darstellung der Wert einer historischen Quelle zu, die sich auch gegenüber der exakten, in derselben Zeit entstandenen Bauaufnahme, die G. Rudolph von der Westseite der Kirche anfertigte (GS 13560) behaupten kann.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
Dehn-Rotfelser 1882, S. III


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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