2.4.1.3 - Kassel-Wilhelmshöhe, Theater, Entwurf der Hauptfassade, Aufriß



2.4.1.3 - Kassel-Wilhelmshöhe, Theater, Entwurf der Hauptfassade, Aufriß


Inventar Nr.: GS 12508
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Theater, Entwurf der Hauptfassade, Aufriß
Künstler: Leo von Klenze (1784 - 1864), Architekt/-in
Datierung: 1809/10
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau und rosa laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 25,7 x 40,4 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: oben: Maßangaben (Graphit)


Katalogtext:
Die langgestreckte Hauptfassade des pavillonartigen Theaterbaus wird von horizontalen Gliederungselementen dominiert, die im unterem Teil durch die zweiteilige hohe Sockelzone und im oberen Teil durch die Gebälk- und Attikazone gebildet werden. Das dem Entwurf abträgliche Walmdach ließ Klenze in der Zeichnung einfach wegfallen (Buttlar 1999, S. 53; Nerdinger 2000, S. 13; Katalog München 2000, S. 219). Mit dieser Aufteilung versuchte Klenze die Diskrepanz zwischen der Fassaden- und der Raumaufteilung aufzufangen, die sich einerseits aus seinen Vorstellungen einer Gartenarchitektur im Pavillonstil und andererseits aus den mit dem Bau verbundenen Nutzungsansprüchen ergab. Die eingeschossige Fassadengestaltung ließ sich auf diese Weise mit dem zweigeschossigen Inneren verbinden, das auf ein Logen- und Rangsystem ausgelegt war. Eine überzeugende konstruktive Lösung stellt der Entwurf jedoch nicht dar. Zwar war es so möglich, das ebenerdige Foyer auf niedrigem Niveau noch hinter der Sockelzone zu verbergen, der Zuschauerraum mußte jedoch teilweise unter das Bodenniveau abgesenkt werden. Die Garderoben der Schauspieler konnte Klenze nur sehr beengt im Dachgeschoß unterbringen. Bei der Gestaltung der Fassade wich er entgegen architekturtheoretischen Grundsätzen von einer regelmäßigen Fensteraufteilung ab und versuchte dies in unterschiedlichen gestalterischen Konzepten durch arabeskenartigen Baudekor (vgl. die Entwurfszeichnung, 1809/10, Staatliche Graphische Sammlung München, Inv. Nr. 27050) bzw. durch Figurenstellungen (die Musen Melpomene und Thalia) auf verkröpften Postamenten (vgl. Blatt der Stichfolge, 1812, mhk, Graphische Sammlung, GS 5614; s. a. den Umbauentwurf von Fr. Bock in Potsdam, SPSG, Plankammer, Inv.Nr. 20279) zu kaschieren (Nerdinger 2000, S. 13).
Die Hauptfassade akzentuiert ein toskanischer Viersäulenportikus über einer niedrigen, Freitreppe mit Rampen zu beiden Seiten, die hier in Graphit eingetragen sind. Dieses konstruktive Detail läßt sich zusammen mit den Wangenmauern, die die äußeren Portikussäulen wie aufgesockelt erscheinen lassen, ebenfalls in der Münchener Entwurfszeichnung nachweisen (Staatliche Graphische Sammlung München, Inv.Nr. 27050). Auch die malerische Auslegung des Schattenwurfs gleicht sich. Aufgrund des engen Zeitrahmens zwischen Planung und Ausführung läßt sich für beide Blätter die Entstehungszeit 1809/10 annehmen. In seiner Stichfolge von 1812 rückte Klenze von der Rampenplanung ab (GS 5614), da sie als Teil des Konzepts der "bedeckten Unterfahrt" zu der von Oberbaudirektor Jussow ausgeführten Lösung gehörte (Buttlar 1986, S. 189).
Stand: September 2004; überarbeitet August 2007 [MH]


Literatur:
Buttlar 1986, S. 208, Anm. 57


Letzte Aktualisierung: 20.09.2017



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