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12.8.6.3 - Studie eines Belvedere, Aufriß



12.8.6.3 - Studie eines Belvedere, Aufriß


Inventar Nr.: L GS 12543
Bezeichnung: Studie eines Belvedere, Aufriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1753 - 1801), Zeichner/-in
Datierung: um 1775
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, Grau und Rot, grau, braun und blau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 24,3 x 30,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "pieds."
Beschriftungen: oben rechts: "Bl. 275." (Feder in Rot)
unten rechts: "JHWolff" (Feder in Braun)


Katalogtext:
Die Zeichnung mit dem charakteristischen Namenszug von Johann Henrich Wolff in der rechten unteren Ecke zeigt den Aufriß eines überkuppelten Zentralbaus, der als Belvedere konzipiert wurde. Über einer Sockelzone erhebt sich der eineinhalbgeschossige kubische Bau, dem vermutlich allseitig übergiebelte Portiken mit vorgelagerten Freitreppen vorgesetzt sind. Die Fassaden gliedern korinthische Pilaster in Kolossalordnung. Über dem Gebälk mit Konsolgesims erstreckt sich eine hohe Attika, die den Giebel vollständig hinterfängt. Der gesamte Bau wird von einer mächtigen Tambourkuppel mit dekorativ gefaßtem Opaion im Kuppelscheitel überhöht, die für eine Belichtung des Gebäudezentrums sorgt. Den Tambourring durchbrechen dazu in regelmäßigen Abständen Oculi.
Die kubische, überkuppelte Bauform mit den vorgesetzten Tempelfronten leitet sich von Palladios berühmter Villa Rotonda ab. Allerdings wurde in dem vorliegenden Entwurf die Überkuppelung des Gebäudezentrums auf den gesamten Bau ausgeweitet, so daß die Kuppel den Bau dominiert. Dieser Eindruck wird auch durch die reiche Strukturierung des Kuppelkörpers unterstrichen, wobei der Dekor charakteristische Elemente des Louis Seize-Stils aufweist.
Der dazugehörige Grundriß (L GS 15209), als "PLAN D'UN BELVEDERE de Blondel" betitelt, stammt aus dem vierten Band des "Cours d'Architecture" (Blondel 1771-1777, Bd. IV, Taf. XLV). Interessanterweise ist in dem Werk von Blondel der Aufriß nicht vorhanden. Möglicherweise hat Wolff die Nachzeichnung des unveröffentlichten Entwurfs als Vorlage von seinem Lehrer Simon Louis Du Ry erhalten, der selbst bei Blondel in Paris studiert hatte.
Ein sichtbares Liniengerüst in Graphit verdeutlicht Wolffs konstruktives Vorgehen bei dem Anfertigen der Darstellung. Die sorgfältig angelegte Zeichnung entstand vermutlich in Wolffs letzter Schaffensphase nach dem Ende seiner militärischen Laufbahn. Als Autodidakt beschäftigte er sich in dieser Zeit mit verschiedenen architekturtheoretischen Werken und fertigte viele Zeichnungen nach Vorlagen an.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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