|<<   <<<<   38 / 38   >>>>   >>|

10.13.2.1 - Bauaufnahme (?) eines tropischen Farmhauses, Grund- und Aufriß



10.13.2.1 - Bauaufnahme (?) eines tropischen Farmhauses, Grund- und Aufriß


Inventar Nr.: GS 12959
Bezeichnung: Bauaufnahme (?) eines tropischen Farmhauses, Grund- und Aufriß
Künstler: unbekannt
Datierung: um 1640
Geogr. Bezug: Brasilien
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau, braun, rot und grün laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 41,6 x 26,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Rhijnlandsche voeten"
Beschriftungen: oben rechts: "Tweede grondt gelyck het huijs boven verdeelt." (Feder in Schwarz)
mittig rechts: "De Sael en de groote Camer schoppen / haer licht boven doort dach De Trappen / künnen gelijks de solder opgetrocken / worden gelijk een valbrüghe" (Feder in Schwarz)
unten links: "Standtteijckeninge van terseijden" (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Standteijckeninge van vooren" (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: weitere Erläuterungen (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die in der Literatur Maurits Post zugeschriebene Zeichnung aus dem ehemaligen Codex Fol. A 37 zeigt ein befestigtes Farmhaus in jeweils zwei Grund- und Aufrissen. Die den steineren Kernbau umlaufende hölzerne Galerie und die Belüftung durch zahlreiche Fensteröffnungen sind typisch für Bauten in tropischen Gebieten. Das Gebäude enthält im steinernen Untergeschoß ein großes Magazin ("Packhuys") mit Schießscharten, flankiert von zwei dreieckig vorspringenden, bastionartigen Räumen ("Flanck"). An der Rückseite ist eine quadratischer Hühnerstall angebaut. Die zweiläufige Treppe zum oberen Geschoß an der Vorderseite des Hauses konnte laut Beschriftung wie eine Zugbrücke eingezogen werden. Von der Treppe aus gelangt man direkt zum Eingang des großen Saals ("Sallet") im steinernen Obergeschoß, vor dem sich in der ganzen Breite der Front wiederum eine offene Galerie entlangzieht. Weitere Räume, Kammern und Kabinette, gruppieren sich um die anderen Seiten des Saals. In der hinteren linken Ecke befindet sich die Küche, die über eine eigene, ebenfalls einziehbare Treppe vom Erdgeschoß aus zugänglich war. Auffällig sind die in den Aufrissen sichtbaren getrennten Dächer. Der große Saal mit der dahinterliegenden Kammer hatte ein eigenes, durch Dachfenster zusätzlich belüftetes Dach, niedrigere Dachstühle befinden sich auf dem Kabinett über dem Hühnerhaus, über den seitlichen Raumfolgen und über der doppelstöckigen, offenen Vorhalle. Die Funktion der in der Vorderansicht sichtbaren, symmetrisch angeordneten fünf Schornsteine ist aufgrund des Fehlens von Kaminen nur bezüglich der Küche logisch erklärbar, möglicherweise sollten sie zur Lüftung beitragen. Die Art der Befestigung und die Größe der Räume kennzeichnen das Gebäude als Sitz einer begüterten, höhergestellten Person, die auf gute Verteidigungsmöglichkeiten Wert legte.
Johann Moritz von Nassau Siegen war von 1637 bis 1644 Gouverneur in Brasilien. In dieser Zeit war er verantwortlich für eine Reihe von Neubauten, über die wir aber nur wenige Informationen besitzen (Terwen 1979). Mit Sicherheit gehört die Zeichnung in diesen Zusammenhang, auch wenn eine genauere Lokalisation nicht mehr möglich ist.
Die spezielle, kalligraphisch angelegte Handschrift läßt an der üblichen Zuschreibung an Maurits Post doch sehr zweifeln, sie ist in ihrer charakteristischen Art auch im Vergleich mit den anderen Blätter des ehemaligen Codex Fol. A 37 einzigartig.
Stand: September 2004 [UH]


Literatur:
Terwen 1979, S. 98-104, Abb. 45; Katalog Kleve 1979, S. 133f., Abb. 11; Katalog Den Haag 1979/1980, Kat.Nr. 108


Letzte Aktualisierung: 16.03.2020



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum