1.4.2.4 - Kassel, Residenzschloß, zwei unvollendete Grundrißentwürfe



1.4.2.4 - Kassel, Residenzschloß, zwei unvollendete Grundrißentwürfe


Inventar Nr.: L GS 15160
Bezeichnung: Kassel, Residenzschloß, zwei unvollendete Grundrißentwürfe
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1792 - 1869), Zeichner/-in
Datierung: 1824/25
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 20,5 x 39 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten links: "Bl. 216." (Feder in Rot)


Katalogtext:
Das Blatt zeigt zwei unvollendete Grundrißentwürfe von Johann Heinrich Wolff im Rahmen der Planungen zu einem neuen Residenzschloß in Kassel.
Auf der linken Blatthälfte präsentiert sich eine symmetrisch aufgebaute Anlage in Form eines gleichschenkligen Kreuzes, bei der um einen zentralen großen und mehrere kleinere Innenhöfe unterschiedlich geformte Räume gruppiert sind. Rechteckige, kreuzförmige, nahezu quadratische und rundbogig abschließende Räume wechseln sich miteinander ab, wobei Säulenstellungen und Wandvorlagen das Innere gliedern.
Vom stadtseitigen Portikus aus erschließt sich die Anlage durch ein transversales Pfeilervestibül, von dem aus das in einem mittleren Quertrakt untergebrachte Treppenhaus ebenso wie die seitlich davon angeordneten kleinen Binnenhöfe zu erreichen sind. Dahinter befindet sich der innere Raumkranz mit angrenzenden Loggien und Zugang zum zentralen Innenhof. In den seitlichen Kreuzarmen grenzen zwei große, queroblonge Räume an, die wohl Repräsentativfunktionen übernehmen sollten. Im Osten sind diese Räume der Beschriftung auf einem weiteren Skizzenblatt (L GS 15250) zufolge der Bibliothek und der Garderobe vorbehalten. Über die seitlichen Loggien können die Seitenarme auch direkt erschlossen werden. Der zur Aue ausgerichtete Kreuzarm weist der Anordnung des stadtseitigen Bauteils entsprechend einen mittigen Quertrakt auf, der hier von einem zweigeschossigen Kuppelsaal eingenommen wird.
Der vorliegende Entwurf kann als eine Weiterentwicklung eines anderen Grundrisses (L GS 15157) angesehen werden. Zwar blieb die kreuzförmige Struktur der Anlage aus Innenhöfen, einem Treppenhausquertrakt und schmalen Erschließungskorridoren erhalten, die Raumabfolge ist jedoch vereinfacht und die Raumstruktur dagegen durch Säulenstellungen und Wandvorlagen stärker untergliedert. Um die repräsentative Wirkung des Gebäudes zu erhöhen, sind längere Säulenreihen in die Fassaden eingebunden.
Die Grundlagen des Entwurfs finden sich im Rastersystem des französischen Architekturtheoretikers Jean-Nicolas-Louis Durand, dessen universales Ordnungsinstrumentarium Wolff während seines Studiums an der Pariser "École d'Architecture“ kennenlernte. Auch die achsensymmetrische Form des um mehrere Innenhöfe angelegten Baukomplexes kann als ein Ergebnis seiner Pariser Studien interpretiert werden. Verschiedene Studienblätter mit Grundrißentwürfen diverser öffentlicher Anlagen, die vermutlich als Bauaufgabe innerhalb des Unterrichts an der "École d'Architecture“ entstanden sind, zeigen ähnliche Strukturen (L GS 15241, L GS 15242, L GS 15251, L GS 15253).
Dem vorliegenden Erdgeschoßgrundriß lassen sich zwei weitere Entwürfe zuordnen mit der jeweils unvollendeten Darstellung eines Obergeschoßgrundrisses (L GS 15161) und eines Aufrisses (L GS 15158).
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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