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12.7.7.13 - Wettbewerbsentwurf für die Pariser "École d'Architecture", Aufriß und Schnitt



12.7.7.13 - Wettbewerbsentwurf für die Pariser "École d'Architecture", Aufriß und Schnitt


Inventar Nr.: L GS 15168
Bezeichnung: Wettbewerbsentwurf für die Pariser "École d'Architecture", Aufriß und Schnitt
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1792 - 1869), Zeichner/-in
Datierung: 1814
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, schwarz, grau und braun laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 40 x 27,2 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "Bl. 250." (Feder in Rot)


Katalogtext:
Die Grundriß- und Schnittzeichnung einer oktonalen Kapelle entstand als Beitrag eines an der "École d'Architecture" monatlich stattfindenden Wettbewerbs, dem eine konkrete Aufgabenstellung zugrunde lag. Das aus dem Nachlaß Wolff stammende Blatt kann Johann Heinrich Wolff zugeschrieben werden, der als Schüler von Percier im Jahr 1814 nachweislich an der Pariser Akademie eingeschrieben war (Delaire 1907, S. 429).
Der Grundriß zeigt den Ausschnitt eines Kirchenbaus, dem über Eck eine quadratische Kapelle mit oktogonaler Innenraumstruktur im Stil von Peyre (Peyre 1765, Taf. 1) und Neufforge (Neufforge 1757-1780, Bd. 5, VIer Cahier, Chapelle Sépulchrale) eingestellt ist. Die Kapelle ist über drei achsensymmerisch angelegte Eingänge zugänglich, wobei derjenige vom Kirchenportikus aus durch die gegenüberliegende Rundbogennische im Kapelleninnern wohl als Haupteingang zu interpretieren ist. Von der Kapelle führt ein Durchgang in das Seitenschiff, dessen Wandfläche rundbogige Figurennischen gliedern. Zum Mittelschiff hin wird das Seitenschiff durch eine doppelreihige Säulenstellung abgegrenzt.
Den Schnitt, den Wolff in einer an der "École d'Architecture" üblichen Darstellungsart (L GS 15217, L GS 15222, L GS 15225, L GS 15239) in einen kreisförmigen Rahmen einpaßte, nahm er entlang der longitudinalen Achse, die er auch im Grundriß verzeichnete. Die Struktur des Zentralraums prägt die Kuppelwölbung mit Stichkappen, die auf freistehenden korinthischen Säulen auflagert. Die Kuppel ist mit Baudekor im Empirestil verziert, wobei Palmwedel einzelne Segmente markieren, in denen sich Medaillons mit Figurendarstellungen befinden. Unter der Kuppel ist im Raumzentrum ein von Gueridons flankierter Stufenaltar plaziert. Die umlaufenden Wände werden von Rechtecknischen gegliedert, die vermutlich für Heiligenstatuen vorgesehen sind. Seitlich der Kapelle führen Rechtecktüren in einen Umgang, der sich in den Zwickeln zu quergestellten Räumen erweitert.
Der unvollendete Zustand der Zeichnung läßt sich mit den Wettbewerbsbedingungen erklären, da die Zeichnungen unter Prüfungsbedingungen, d. h. in begrenzter Zeit, an der "École d'Architecture" angefertigt wurden. Rückseitig finden sich noch Reste einer ausradierten Beschriftung in brauner Feder. Die Signatur des Professors Leon Dufourny und die entsprechende Wettbewerbsnummer ("25") lassen sich rekonstruieren. Ein vergleichbarer Entwurf mit der Darstellung einer Kapelle in Grundriß und Schnitt befindet sich in der Pariser École nationale supérieure des Beaux-Arts (Esq 75; frdl. Hinweis von Annie Jacques, Paris). Diese von Etienne-Pierre Niquet 1814 angefertigte Zeichnung zeigt eine vergleichbare quadratische Eckkapelle mit oktogonalem Innenraum. Übereinstimmend sind auch die rahmende Säulenstellung, die bei Niquet allerdings eng um den Stufenaltar gezogen ist, die für Figurenstellungen vorgesehenen Wandnischen, der Gang mit den Anräumen, die Seitenschiffgestaltung mit der eingenischten Wandstruktur und die zweireihige Säulenstellung zum Mittelschiff.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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