4.56.1.1 - Oppenheim, Katharinenkirche nach F. H. Müller, perspektivische Ansicht vom westlichen Stiftschor zum Ostchor



4.56.1.1 - Oppenheim, Katharinenkirche nach F. H. Müller, perspektivische Ansicht vom westlichen Stiftschor zum Ostchor


Inventar Nr.: L GS 15169
Bezeichnung: Oppenheim, Katharinenkirche nach F. H. Müller, perspektivische Ansicht vom westlichen Stiftschor zum Ostchor
Künstler: unbekannt
Datierung: um 1840
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Transparentpapier
Wasserzeichen: -
Maße: 60,8 x 42 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "Bl. 100." (Feder in Rot)
unten links: "Taf. 2 Westlicher Eingang" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die unvollendete Zeichnung zeigt einen Blick vom spätgotischen Stiftschor durch das hochgotische Langhaus zum Chor der Katharinenkirche. Dabei bildet das Spitzbogenportal mit der Maßwerkbrüstung den "westlichen Eingang" in den um 1262 begonnenen hochgotischen Kirchenbau. Die bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts erbaute Kirche erhielt zwischen 1415 und 1439 westlich der erhaltenen romanischen Türme eine Chorerweiterung, die der Stiftsgeistlichkeit zur Verfügung stehen sollte. Nach den Plänen von Madern Gerthener, dem Baumeister des Frankfurter Pfarrturms und des Chores der Frankfurter Leonhardskirche, entstand ein zweijochiges Schiff mit 5/8-Schluß unter einem aufwendigen Sterngewölbe. Das Portal vom Anfang des 15. Jahrhunderts zeigt typische spätgotische Formen. Besonders bemerkenswert sind die Zwickelmedaillons des Spitzbogens mit einer Darstellung der Verkündigung Mariae. Das Portal war ursprünglich Teil eines Lettners, der zwischen den romanischen Türmen lag und 1835 entfernt wurde (Dehio Rheinland-Pfalz/Saarland 1984, S. 797).
Das zum Nachlaß Wolff gehörende Transparentpapier mit der Innenraumdarstellung geht auf die Publikation von Franz Hubert Müller aus dem Jahr 1823 (frdl. Hinweis von Daniel Parello, Freiburg i. Br.) zurück. Der bei Felsing in Darmstadt gedruckte Großfolioband besteht aus acht Lieferungen von Zeichnungen und Aquatintablättern, von denen hier die zweite Tafel mit der "Perspektivischen Ansicht des westlichen Durchgangs aus dem Stiftschor, mit der Durchsicht in die alte Kirche bis in den Östlichen Chor [...]" zu sehen ist. Müllers Zeichnungen, die den unzerstörten Zugang der Kirche vortäuschen, stehen am Beginn einer intensiven Auseinandersetzung mit der im 17. und 18. Jahrhundert zum Teil zerstörten und verändert wiederhergestellten Kirche und leiteten die Restaurierungen im 19. Jahrhundert ein (Dehio Rheinland-Pfalz/Saarland 1984, S. 794).
Nach Müllers eigener Aussage bleibt die Darstellung weit hinter der Natur zurück, da der Ausführung der Zeichnung mancherlei Hindernisse entgegenstanden: " [...] gegenwärtig ist eine Emporbühne von Holz, worauf die Orgel steht, quer durch das Kreuz der Kirche gezogen, und ebenso verhindern große, kastenartige Bethstühle im Langhause die freie Aussicht, weswegen die Zeichnung bloß nach der geometrischen Aufnahme perspectivischen construiren konnte, die magische Wirkung der Beleuchtung aber nur von einem andern Standpunkte aus sehen und in die Zeichnung nur nach der Wahrscheinlichkeit zu übertragen im Stande war. Auch ist die über dem Durchgange befindliche Gallerie mit der fensterartigen Öffnung, gegen Sturm und Regen mit Brettern zugeschlagen und so dem Blicke gänzlich entzogen, weswegen ich mir durch die Darstellung dieser Ansicht, welche nach der geometrischen Zeichnung bei deren Aufnahme ich einen Theil des Bretterverschlages öffnen ließ, ergänzt ist, so wie sie das Ganze ursprünglich gewährte, einigen Verdienst erworben zu haben glaube" (Müller 1823, S. 8f.).
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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