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7.4.1.2 - Winchester, Bauaufnahme der Kaskade im Garten von Lord Portsmouth, Ansicht und Querschnitt



7.4.1.2 - Winchester, Bauaufnahme der Kaskade im Garten von Lord Portsmouth, Ansicht und Querschnitt


Inventar Nr.: GS 26592
Bezeichnung: Winchester, Bauaufnahme der Kaskade im Garten von Lord Portsmouth, Ansicht und Querschnitt
Künstler: Philipp Wilhelm Leopold (1722 - 1785), Ingenieur
Datierung: um 1755
Geogr. Bezug: Winchester
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, Rot und Blau, grau, ocker, blau, grün und rosa laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Krone über Wappenschild mit Posthorn, unten anhängend Anker, darunter "L V" (links) und "Gerrevink" (rechts)
Maße: 18 x 31,8 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "fus"
Beschriftungen: unterer Rand: "Leopold" (Feder in Braun)


Katalogtext:
Das unmittelbar zu GS 4806a gehörige Blatt zeigt die Kaskadenanlage in Vorderansicht und Schnitt durch das Gelände, dessen Niveauunterschied der Wassersturz mittels dreier Stufen überwindet. Der in Bruchsteinmauerwerk ausgeführte Bau öffnet sich in fünf unterschiedlich großen, rustikagerahmten Rundbogenöffnungen zum abfallenden Gelände, wobei sich das Wasser aus der großen Mittelöffnung und den beiden Randöffnungen ergießt. Das Unterfütterungsmauerwerk der ersten Kaskadenstufe wird dabei mittels einer Klappe anschaulich gemacht. Zur Verdeutlichung der Struktur und der Steinsetzung dieses Kaskadenelements sind zwei Detailzeichnungen als Aufriß und Ausschnittsvergrößerung hinzugefügt. Die Besonderheit, auf die es hier so genau hinzuweisen galt, bestand in einer mit dem Gefälle ansteigenden Vorkragung der einzelnen Steinreihen, so daß der Fall künstlich behindert wurde. Zwei weitere Klappen sind direkt untereinander geklebt und zeigen eine Ansicht der zweiten und dritten Kaskadenstufe, die in der Darstellung mit "c“ und "d“ bezeichnet wurden. Handelt es sich bei der letzten Stufe um einen einfachen Wassersturz ohne weitere gestalterische Zutaten, so sind in Entsprechung zur oberen Ausführung jeweils drei rustikagerahmte, rundbogige Öffnungen an den Seiten des Wasserfalls plaziert. Ob sie als weitere Wasserdurchlässe fungieren, ist dem Blatt nicht recht zu entnehmen. Die Schattierung in den Öffnungen deutet zumindest auf eine gewisse Tiefe hin, die sich sowohl als einfache Nische als auch als Raum hinter dem Wasserfall deuten ließe. Auf Höhe des ersten Sturzes präsentiert sich die Mittelöffnung in dieser Form mit zwei seitlichen Durchgängen, die möglicherweise den rückwärtigen Zugang darstellten.
Die Bedeutung dieser Kaskadenanlage sah Generalmajor von Fürstenberg in der "modernen“ Methodik der Wasserführung, bei der "die steinerne schräge Bahn, von der das Wasser herabstürzt, kleine Unebenheiten trägt, eine dicht neben der anderen und höchstens 2 Zoll hoch, wodurch das Wasser beim Darüberlaufen bewegter und lebhafter aussieht" (Eisentraut 1907, S. 100). Gerade diesem Gestaltungseffekt stand die in Hinblick auf die Gartenarchitektur "barock-konservative" Anschauung des Landgrafen entgegen, der die Ruhe und Gleichmäßigkeit des fallenden Wassers, die er unmittelbar mit Schönheit gleichsetzte, durch die Widerstände gestört sah. Sein Interesse an diesem Thema stand zu dieser Zeit in Zusammenhang mit dem gleichzeitig stattfindenden Bau der Schloß- und Gartenanlage in Wilhelmsthal. Insbesondere der Bau der Kaskade war mit gestalterischen Problemen verbunden, für die Lösungen gesucht wurden. Obwohl das hinter den Zeichnungen stehende Konzept nicht die landgräfliche Zustimmung fand, wurden diese als Proben des englischen Geschmacks durchaus geschätzt (Eisentraut 1907, S. 103).
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 20.09.2017



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