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8.25.7.4 - Rom (?), Nachzeichnung verschiedener antiker Bildhauerarbeiten, perspektivische Ansicht



8.25.7.4 - Rom (?), Nachzeichnung verschiedener antiker Bildhauerarbeiten, perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: GS 6152
Bezeichnung: Rom (?), Nachzeichnung verschiedener antiker Bildhauerarbeiten, perspektivische Ansicht
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Zeichner/-in
Datierung: um 1784
Geogr. Bezug: Rom (?)
Technik: Graphit, Feder in Graubraun, grau und braun laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 39,7 x 25,3 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben links: "31" (Graphit)


Katalogtext:
Die Zeichnung hält verschiedene Bildhauerarbeiten fest, die größtenteils bereits in der 1722 erschienenen zweiten Auflage der "L'Antiquité expliquée" von Bernard de Montfaucon abgebildet sind. Im Vergleich zu Montfaucons Publikation sind die Objekte bei Jussow seitenverkehrt wiedergegeben. Da sich der heutige Aufbewahrungsort der Objekte entweder nicht klären ließ oder diese verschollen sind, bleibt vorerst unklar, welche der Ansichten seitenrichtig ist.
Oben links handelt es sich um einen girlandengeschmückten Grabaltar einer Iulia Lyris, so die - bei Jussow fehlende - Inschrift bei Montfaucon (Montfaucon 1722, Bd. V,1 Taf. LXXXV,2; vgl. Boschung 1987, S. 96, Nr. 641, Taf. 15 [nach Montfaucon]). Als Vorlage kommt Montfaucon nicht in Frage, da dieser eine Schrägansicht, Jussow eine annähernde Frontalansicht gewählt hat. Die Nachzeichnungen weichen zudem in Details voneinander ab.
Oben rechts ist der Grabaltar der Herbasia Clymene wiedergegeben, der ebenfalls bereits bei Montfaucon auftaucht (Montfaucon 1722, Bd. V,1, Taf. LXVII; vgl. Boschung 1987, S. 103, Nr. 766; ein ebd. auf Taf. 32 unter Nr. 765 abgebildetes Pendant zum Grabaltar der Herbasia Clymene spricht dafür, daß die Darstellung bei Jussow seitenrichtig wiedergegeben ist). Die gewählte Ansicht entspricht sich - seitenvertauscht - bei beiden Nachzeichnungen; Details unterscheiden beide wieder voneinander: So ist die Inschrifttafel bei Montfaucon hochrechteckig; zudem gibt dieser eine weitere Inschrift auf der Basis wieder. Der Altar ist bei Jussow breiter proportioniert.
Das Fragment eines Grabaltars unten rechts hat wieder eine Entsprechung bei Montfaucon, der allerdings einen vollständigen Altar abbildet (Montfaucon 1722, Bd. V,1, S. 87 [Urne der Claudia Sabbatis], Taf. LXVIII oben rechts). Möglicherweise interessierte sich Jussow nur für den nischenartigen Giebel mit der weiblichen Figur und verzichtete auf die Wiedergabe des völlig schmucklosen Kastens. Das darunter befindliche Relief konnte bisher nicht identifiziert werden.
Unten rechts befindet sich ein Weihrelief, das Anubis, den ägyptischen Totenwächter, in seiner griechisch-römischen Form mit dem Heroldsstab des Hermes darstellt. Auch hierfür existiert eine ähnliche - seitenvertauschte - Darstellung bei Montfaucon, der im Text dazu schreibt: "Le Cynocephale est tiré d'une figure de marbre noir du cabinet de Brandebourg." Montfaucon gibt zusätzlich oberhalb des Anubis und im - bei ihm höher gebildeten - Sockel zwei Inschriften wieder (Montfaucon 1722, Bd. II,2, S. 314, Taf. CXXIX,1).
Jussow kombiniert die Darstellung römischer Grabaltäre und Reliefs mit einem Kanopusgefäß, für das sich bisher keine Vorbilder finden ließen. Eine wohl nach Jussow entstandene Nachzeichnung dieses Gefäßes gibt es auch von Laves (Georg Ludwig Friedrich Laves, Studiennachzeichnung, 1804-1812; Stadtarchiv Hannover, Inv.Nr. LN 624; vgl. Brinks 1973, S. 99, Abb. 26, S. 115, Anm. 68; Brinks 1973, S. 99, bezeichnet den Kanopus als "phantasievollen eigenen Entwurf" von Laves).
Die sorgfältig komponierte Zusammenstellung der Objekte und die Lavierung mit ihrer Licht- und Schattenwirkung heben dieses Blatt aus der Masse der übrigen Antikennachzeichnungen heraus.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [WL]


Literatur:
Katalog Kassel 1999/CD-Rom


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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